Hamburg. Die Wrestling-Performance „Baby I’m Gonna Make You Sweat“ ist ein Straßen-Spektakel. Wo und wann man zuschauen kann.
Erinnert sich noch jemand an Rolf? Rolf war 1993 das Maskottchen für die Umstellung der deutschen Postleitzahlen von vier auf fünf Ziffern, eine hässliche Comic-Hand mit fünf Fingern, die sinnbefreit „Fünf ist Trümpf!“ krähte. In der Mönckebergstraße steht eine Art campy Variante von Rolf auf einer Bühne, eine riesige lila Hand mit kunstvoll manikürten Fingernägeln legt Bumstechno auf und tanzt ungelenk.
Hanna Roxane Scherwinski hat hier, mitten im Shoppingnachmittag, eine Wrestlingshow namens „Baby, I’m Gonna Make You Sweat“ inszeniert. Wrestling, das ist eine vor allem in Japan, den USA und Mexiko populäre Mischung aus Kampfsport und Zirkus, ein ultrabrutales Geprügel, bei dem nie so ganz klar ist, was abgesprochen ist und was echter Kampf, und das, wenn man sich darauf einlässt, gehörigen Spaß macht.
Theater Hambrug: Wrestling-Performance in der City: Fröhliche Irritation beim Shopping
Und das Publikum in der Innenstadt scheint bereit, sich einzulassen, zur Hälfte Kunstfans, die sich von der Ankündigung des produzierenden Lichthof Theaters herlocken ließen, zur Hälfte Passanten, die von der lauten Musik zum Stehenbleiben animiert wurden, von der bloßen Brust der Moderatorin oder von der Absurdität der tanzenden lila Hand. Ring frei.
Es gibt eine kleine Backstory um Knebelverträge, abgesprochene Kämpfe und gnadenlose Konkurrenz, die allerdings kaum jemand mitbekommt – der Hintergrund wird als Filmeinspielung über Bildschirme vermittelt, und in der Nachmittagssonne ist da wenig zu sehen. Ist aber auch egal, Wrestling schaut man nicht wegen der ausgefeilten Handlung.
Theater Hamburg: „Baby, I’m Gonna Make You Sweat“ ist großer Spaß
Wrestling schaut man wegen des Spektakels. Und da bietet Scherwinski tatsächlich einiges: Die Kämpfe zwischen „Alpha Titane“ und „The Glorious G-Punkt“ sind eindrucksvoll choreografiert (Wrestling Training: The Rotation), ständig werden absurde Waffen in den Ring gereicht, es geht tatsächlich zur Sache. Außerdem: Trickkleider! Immer gut! Zwischendurch ejakuliert „The Glorious G-Punkt“ ins Publikum und auf die Bühne, dann kommen die „Juicy Girls“ und machen sauber. Reizend.
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Was das alles soll? „Baby, I’m Gonna Make You Sweat“ ist handwerklich beeindruckend, funktioniert allerdings vor allem als großer Spaß. Als dreckiger, lauter, unsubtiler Spaß, der vor allem als fröhliche Irritation in der cleanen Einkaufsstraße in Erinnerung bleibt. Immerhin: Am Ende wird ein unhierarchisches, gleichberechtigtes Wrestling-Kollektiv gegründet, das ist doch schon mal eine schöne Perspektive.
„Baby I’m Gonna Make You Sweat“ wieder am 16.6., 17 Uhr, S-Bahn Sternschanze, 17.6., 17 Uhr, Alma-Wartenberg-Platz, 1.7., 20 Uhr, hinter dem Altonaer Theater (im Rahmen des STAMP-Festivals), 20.8., 14.30 Uhr, Wilhelmsburg (im Rahmen des Dockville Festivals), Eintritt frei beziehungsweise Festivaleintritt.