Hamburg. Mit Pianist Sebastian Knauer sorgte er mit dem Programm: „Brandauer liest Mozart – P.S. „scharmant“ von ihm zu hören“ für Begeisterung.

Was kann man aus Klaus Maria Brandauers Perspektive denn auch Besseres tun, als kurz vor seinem 80. Geburtstag am 22. Juni gleich noch einmal auf eine Tournee mit Lesungen und einem so exzellenten musikalischen Begleiter wie dem Pianisten Sebastian Knauer zu gehen? Für den Rezitator, Film- und Bühnenschauspieler sind die musikalisch untermalten Lesungen ebenso wie die für ihn komponierten Melodramen eine echte Herzenssache.

Lesung im Michel: Klaus Maria Brandauer auch in Hannover, Bremen und Münster zu sehen

Das Programm „Brandauer liest Mozart – P.S. „scharmant:“ von ihm zu hören“ hatten Knauer und er schon einmal vor einigen Jahren aufgeführt, die Lesung im Michel am Mittwoch aber ging bei der Wiederaufnahme dieses Programms, das in den nächsten Wochen auch noch in Hannover, Bremen, Münster und anderen Orten zu erleben sein wird, wirklich unter die Haut.

Alle Facetten von Mozarts eigenwilligem Charakter, seine unbändige Lebenslust, sein Übermut, aber auch sein Mitgefühl für andere Menschen ließ Brandauer in klug ausgewählten Briefausschnitten aufleuchten. Zeitlich bezogen sich diese Texte auf Mozarts Reisen 1777 bis 1779 in Begleitung seiner Mutter nach München, Augsburg und an den Hof des Kurfürsten Karl Theodor in Mannheim. Nachdem sich die Hoffnung des daheimgebliebenen Vaters Leopold Mozart, seinen Sohn in einem sicheren Anstellungsverhältnis zu wissen, zerschlugen, drängte er ihn, nach Paris zu gehen.

Brandauer illustrierte im Hamburger Michel Mozarts Albernheit

Nach den von Sebastian Knauer zu Beginn gespielten, in die Lesung übergehenden Anfangstakten aus der „Zauberflöten“-Ouvertüre las Brandauer Briefausschnitte des mit der Mozart-Familie eng vertrauten Theologen Joseph Nepomuk Bullinger. Mozart wolle seine unbekümmerte Freiheit haben, sagte dieser, und seine Geburtsstadt Salzburg werde ihm ohnehin zu klein. Doch den mahnenden Worten des Vaters, der Sohn solle keine Possen treiben und sich vor Exzessen hüten, beantwortete der 21-Jährige mit umso ärgeren Späßen. „Einen kleinen Dreck scheiße ich“, schrieb er, und Brandauer ließ keine Gelegenheit aus, Mozarts Albernheiten stimmlich zu illustrieren.

Mal ließ er ganze Schimpfwörter-Tiraden lautstark losbrechen oder drehte die Tonlage an manchen Satzenden so hoch, dass es ins Comicartige abglitt. Um Mozarts stürmische Launenhaftigkeit auch musikalisch zu untermalen, spielte Knauer dazu den turbulenten dritten Satz Allegro assai aus der Klaviersonate KV 332 wie immer brillant, auch wenn das hohe Tempo bei dem langen Nachhall im Michel schon sehr gewagt war.

Lesung im Michel: Wie Klaus Maria Brandauer den bewegenden Schlusspunkt setzte

Sehr subtil zeichnete Brandauer den nach außen oft wild wirkenden, nach innen aber hochverletzbaren Mozart, der der Familie Weber inklusive seiner großen Leidenschaft, der Sängerin Aloisia, so viel Gutes getan hat und enttäuscht wurde.

Ergreifend waren die Textausschnitte, in denen Mozart der daheimgebliebenen Nannerl und seinem Vater vom Tod der mitgereisten Mutter zu erzählen versucht. Mozarts „Ave Verum“ am Ende und Brandauers persönlicher Epilog über „Mozart als Höhepunkt der abendländischen Musik“ setzten den bewegenden Schlusspunkt.