Hamburg. Junge französisch-belgische Cellistin gibt sich im Kleinen Saal ihrem berühmten Instrument hin. Aufklärung über russisches Werk.
Es war ein unvergessliches Erlebnis, die junge französisch-belgische Cellistin Camille Thomas am Mittwoch im Kleinen Saal der Elbphilharmonie das Largo aus Frédéric Chopins Cello-Sonate op. 65 auf demselben Instrument spielen zu hören, das auch Auguste Franchomme 174 Jahre vor ihr an Chopins Todestag gespielt hatte.
Wegen ihres außerordentlichen Talentes hatte ihr die Nippon Music Foundation das berühmte, von Antonio Stradivari 1730 gebaute und auch von Chopins Freund genutzte „Feuermann“-Cello als Leihgabe überlassen. Und man spürte, mit welcher Hingabe und Ehrfurcht Thomas diesem Instrument die große Tiefe und auch das Dunkle und Emotionale im Klang dieses chopinschen Spätwerkes entlockte.
Camille Thomas hebt in der Elbphilharmonie wahre Schätze
Inspiriert von der Freundschaft und dem gegenseitigen Austausch Chopins und Franchommes hatte Camille Thomas sogar an der Pariser Bibliothèque Nationale de France an Autografen der beiden geforscht und wahre Schätze für ihr „Chopin Project“ gehoben, das gerade bei der Deutschen Grammophon auf drei CDs erschienen ist.
Davon stellte sie zusammen mit dem Cellisten, Dirigenten und Gründer der Kammerphilharmonie Metamorphosen Berlin, Wolfgang Emanuel Schmidt, im Konzert auch das Nocturne cis-Moll in einem Arrangement für Cello solo und den berühmten Marche funèbre b-Moll op. 35 von Chopin in einer Bearbeitung für vier Violoncelli von Franchomme vor.
Zuhörer klärte Camille Thomas über russisches Werk auf
Ein Höhepunkt war auch Franchommes 2ème Air russe varié op. 32 für Violoncello und Streicher, das Thomas erst vor Kurzem in Boston live gespielt und dabei von einem Zuhörer erfahren hatte, dass das Thema dieser virtuosen Variationen in Wirklichkeit gar nicht russischen, sondern ukrainischen Ursprungs sei.
Mit ihrer Musikalität und Technik, aber auch mit ihrer Lebendigkeit und einem strahlenden Lächeln selbst während des Spielens gewann die junge Cellistin in Hamburg sofort die Herzen der Zuhörer.
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Schmidt und sein Metamorphosen-Ensemble ergänzten das Programm mit einer Suite für Streicher von Leoš Janáček und der Serenade Es-Dur op. 6 von Josef Suk, bei denen der Dirigent mit Gesten, die an das Vibrato auf Streichinstrumenten erinnerten, ein „molto espressivo“ nach dem anderen aus der Reserve lockte.