Hamburg. Das Rocktrio kehrte nach sieben Jahren und einer Bandkrise in die Große Freiheit 36 zurück. 1500 Fans spendeten „Applaus Applaus“.
Tiefe Basse dröhnen, und roter Nebel verteilt sich auf der Bühne in der ausverkauften Großen Freiheit 36: Die Sportfreunde Stiller hüpfen zu ihren Instrumenten und winken erst einmal allen zu: „Ich scheiß auf schlechte Zeiten.” Ein Auftakt mit Hintersinn, wie Peter Brugger, Sänger und Gitarrist der Band aus München, erzählt: „Seit 2016 haben wir alle unser eigenes Ding gemacht. Die Musik hat uns aber wieder zusammengebracht. Das fühlt sich so toll an.“
Die Krise singen sie sich jetzt in ihrem neuen Song „I’m Alright” von der Seele. Im vergangenen Herbst kam die neue Platte „Jeder nur ein X” heraus, und damit auch der Antrieb, wieder zurück auf die Bühne zu gehen: „Hamburg, wir hatten so eine Sehnsucht nach euch! Wir sind Jungs, die eigentlich nur Berge kennen. Und dann kommt hier der Hafen. Das fühlt sich inzwischen echt nach zu Hause an.“
Sportfreunde Stiller: Auch Bayern sind gern „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“
Der bayerische Humor bringt das gesamte Publikum zum A-cappella-Singen: „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins”. Die Sportis sind ihrem unverkennbaren Stil treu geblieben und leben den authentisch und sympathisch aus: Schlagzeuger Florian Weber kommt in Sporthose auf die Bühne, Bassist und Keyboarder Rüdinger Linhof spielt in Socken, und Brugger braucht heute Abend „wirklich dringend ein Schweißtuch”.
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Und so wirkt das fröhliche Konzert vor 1500 Fans, als wären die Musiker wirklich die Sportfreunde, die im Wohnzimmer ihre neuen und alten Lieder spielen und mitsingen und mitklatschen. Peter Brugger geht auf Tuchfühlung, und mit einem Hops ist er im Publikum gelandet. Mit Fans und seiner Gitarre rennt er im Kreis und hat fix seinen Weg auf die andere Seite des Clubs gefunden, um dort auf einer kleinen Bühne in der Menge „Ich, Roque” zu singen.
Die Sportis widmen „Applaus Applaus“ einer Hamburger Hip-Hop-Legende
Anekdoten aus 27 gemeinsamen Jahren, Grüße an Geburtstagskinder, Grüße an Kollegen, die aufhören, und politische Haltungen in den neuen Liedern: Die Sportfreunde Stiller schreibt man nicht umsonst mit „Freunde“ im Bandnamen, sie vermitteln richtig gute Laune, erklären, wie wichtig Demokratie ist, singen „Nazis fuck off” in „Du bist eine Bank” und widmen „Applaus Applaus” an diesem Abend den Kollegen von Fettes Brot, die gerade ihre Abschiedtournee spielen.
Es fällt den Sportfreunden Stiller fast schwer, nach so viel Freude für die Musik die Bühne zu verlassen. Nach über zwei Stunden ist es dann aber doch so weit. „Danke, Hamburg, es war schön mit euch. Peace.” Dafür haben sie sich sieben Jahre nach dem letzten Auftritt in der Freiheit „Ein Kompliment“ verdient.