Hamburg. Auf der Jubiläums-Tour zum 30. Geburtstag ließ sich der „Besuch aus Leipzig“ in der Barclays Arena mehr als zwei Stunden lang feiern.
„30 Jahre – 30 Hits – 30 Städte“, haben Die Prinzen ihre aktuelle Tournee betitelt. Davon wollten sie auch nicht abrücken, obwohl ihre Reise zum 30. Band-Jubiläum erst mit zweijähriger, pandemiebedingter Verspätung anno 2023 über die Bühnen von Ost bis West und Nord bis Süd (bis nach Österreich und die Schweiz) führt. Dass Hamburg für die gesamtdeutschen Pop-Lieblinge dabei noch immer ein besonderes Pflaster ist, machte ihr vorösterlicher Halt in der Barclays Arena deutlich.
Die Prinzen in Hamburg: „Unsere zweite Heimat“
„Hamburg ist unsere zweite Heimat“, betonte Sebastian Krumbiegel, nachdem Tobias Künzel, der zweite Tonangeber des Septetts, die Gruppe mit „Hallo, der Besuch aus Leipzig ist da“ vorgestellt hatte. Eine feine Selbstironie, die sich durch ihre Moderationen und Songtexte zieht.
Künzel hatte vor 30 Jahren auch mal in Altona gewohnt, Krumbiegel ist bis heute regelmäßig gern in Hamburg. Und in den legendären Boogie Park Studios in Ottensen hatten Die Prinzen ihre ersten Erfolgsalben mit Titel-Hits wie „Küssen verboten“ und „Alles nur geklaut“ aufgenommen.
Die Prinzen in der Barclays Arena: Liebeserklärung an Hamburg
Dass der 30. Geburtstag nicht zur nostalgischen Show verkommen sollte, hatte indes schon der Beginn des Abends deutlich gemacht: „Die Krone der Schöpfung“, Titelsong des jüngsten Prinzen-Albums von 2021, ging gleich richtig nach vorn. Die darauf neu aufgenommen Klassiker wie „Millionär“, „Gabi und Klaus“ und „Du musst ein Schwein sein“ klangen auch live zeitgemäß und dabei durchaus rockig.
Mitsingtauglich für die rund 3000 Fans mehrerer Generationen in der als Theatervariante eingerichteten Arena waren und sind die Lieder bis heute. „Das Publikum ist schöner als die Band. Und es singt lauter als die Band“, hatte Krumbiegel festgestellt und gefordert. Beides stimmte – zum Teil.
Vor der passend zu den Songs für immer neue originelle Videoprojektionen genutzten Leinwand klangen manche Töne der beiden Leadsänger zunächst etwas rau. Erst nachdem sich Krumbiegel zu seinem frischen Solo „Immer auf mich zählen“ ans Klavier gesetzt hatte, besserte sich der Sound.
Krumbiegel zitiert Annette Humpe: „Weiter Kleinkunst oder lieber Pop-Stars?“
Passend dazu folgte – mit der schönen vorherigen ironischen Zeile „Es hat nicht das Niveau von Bertolt Brecht“ – das Lied „Es war nicht alles schlecht“. Im Gegenteil: „Dürfen darf man alles“ (2021) erwies sich als gesellschaftskritischer und nachdenklicher Volltreffer. Musikalisch ebenso der beswingte Hip-Hop „Locker bleiben“. Dabei glänzte Jens Sempdner mit seiner Bass-Stimme, während Künzel, Krumbiegel und Bariton Henri Schmidt stattdessen in den Hintergrund traten und mit einer Kleingruppen-Choreografie verzückten.
Der feine Satz- und Chorgesang ist jedoch noch immer Markenkern der stilistisch vielfältigen, ursprünglich reinen A-cappella-Band, die ihre Ursprünge auf kleinen Bühnen hatte. „Wollt ihr weiter Kleinkunst machen oder lieber Pop-Stars werden?“, zitierte Krumbiegel die erste Prinzen-Produzentin Annette Humpe mit ihrer damaligen Frage.
Die Antwort ist bekannt. Und so ließen sich auf der großen Bühne der Hamburger Arena auch Ur-Mitglied und Arrangeur Wolfgang Lenk (Tenor, Gitarre, Klavier) und Schlagzeuger Ali Zieme ordentlich feiern, jeweils animiert von Künzel und Krumbiegel.
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Die Prinzen in Hamburg: Über dem Volkspark schien der „Mann im Mond“
Der Frontmann dankte nicht nur Humpe, sondern auch dem im Vorjahr gestorbenen Hamburger Produzenten Andreas Herbig, der auch für Udo Lindenberg tätig war. Nachdem Künzel sehr rockig die „Bombe“ gezündet hatte, ein bis heute aktueller Song von 1992 gegen ausländerfeindliche und rechte Tendenzen, erklatschten und erriefen sich die meist stehenden Fans zwei Zugaben: „Wer ist der Typ?“ und „Mein Fahrrad“.
Auch wenn die weitere „Ich schenk dir die Welt“ für manche überraschend kam, klang Krumbiegels Sympathieerklärung nach mehr als zwei Stunden Party am Ende keineswegs aufgesetzt „Hamburg, wir lieben dich!“ Und draußen, über dem Volkspark, schien der „Mann im Mond“ hell – und dabei zu lächeln.