Hamburg. In der Großen Freiheit 36 lieferten die Pixies einen Streifzug durch ihre Karriere. Manches plätscherte aber so dahin.
Clubkonzerte sind noch lange nicht out: Das Gedränge in der Großen Freiheit 36 ist am Montag beim Konzert der Pixies groß. Schon als Wunderhorse den Abend gegen 20 Uhr eröffnet, liegt die Temperatur im Saal etwa 30 Grad höher als draußen vor der Tür. Es ist stickig, die Atemluft scheint so gut wie verbraucht zu sein.
Doch für eine Band wie die Pixies nehmen die Fans, überwiegend aus den Generationen Ü40 und Ü50, diese Widrigkeiten in Kauf. „Ist eben wie früher“, sagt ein langhaariger Mann im Pearl-Jam-Shirt.
Die Pixies sollten eigentlich in der Sporthalle spielen
Ursprünglich war das Konzert der Band aus Boston in der Sporthalle angesetzt, doch so populär ist die Truppe um Sänger Black Francis offensichtlich nicht mehr. Eine 7000er-Halle ist zu groß, ein Club mit 1500 Plätzen aber auch zu klein.
Die Intensität des Auftritts dagegen ist in der Großen Freiheit höher, als sie in der Mehrzweckhalle sein könnte. Im vergangenen Jahr waren die Pixies noch mit ihrem kompletten Debüt-Album „Surfer Rosa“ unterwegs, inzwischen ist mit „Doggerel“ eine neue Platte erschienen, die der laufenden Tournee den Namen gibt.
Pixies spielen an diesem Abend annähernd 40 Songs
Mit „You’re Such A Sadducee“ fängt der Auftritt ziemlich genau um 21 Uhr an. Black Francis, der bullige Sänger und Gitarrist, singt zu Beginn des zweistündigen Konzertes gleich mehrere der neuen Songs wie „There’s A Moon On“, „Who’s More Sorry Now“ und „Vault Of Heaven“. Er spielt dabei eine akustische Gitarre, die E-Gitarre bedient anfangs Joey Santiago.
Mit ihm zusammen gründete Black Francis die Pixies 1986. Die neuen Stücke sind wesentlich melodischer als die frühen Postpunk-Nummern der Band aus Massachussetts. Entsprechend verhalten ist der Beifall anfangs.
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Als Francis sich bei der sechsten von fast 40 Nummern eine elektrische einstöpselt, bekommen die Songs mehr Härte und Wucht. Die Band taucht ins Frühwerk ein und gibt den Fans viele der seit Jahrzehnten geliebten Nummern, darunter „Vamos“ und „Bone Machine“ aus dem Debütalbum „Surfer Rosa“, „Hey“ und „Here Comes Your Man“ aus „Doolittle“, „Nimrod’s Son“ und das megaschnelle „Isla de Encanta“ aus der EP „Come On Pilgrim“.
Pixies in Hamburg: Eine Dramaturgie ist nicht zu erkennen
Eine Dramaturgie ist allerdings nicht zu erkennen. Die Setlisten bei dieser Tournee sind völlig unterschiedlich, Black Francis bedient sich in seinem umfassenden Werk, wie es gerade kommt.
Deshalb gibt es zwischendrin auch noch mal ein paar Hänger, als einige Songs dahinplätschern und die Pixies manchmal an Creedence Clearwater erinnern. Das ist zwar eine höchst respektable Band, aber nicht der Sound, den langjährige Pixies-Fans lieben.
Am Ende des Abends drehen Francis, Santiago, Schlagzeuger David Lovering und Bassistin Paz Lenchantin noch mal auf. „Debaser“ und „Where Is My Mind?“, populärster Pixies-Song bei Spotify, werden mitgesungen. Und auch „Winterlong“, die Coverversion eines Neil-Young-Songs, spielt die Band. Versöhnlicher Abschluss eines durchwachsenen Konzertes.