Hamburg. Dem langjährigen Mäzen, Ehrenförderer und Vorstand des Orchesters wurde in der Laeiszhalle ein eindrucksvolles Konzert gewidmet.

Spontan hatten die Symphoniker Hamburg ihr Konzert „Himmlisches Leben“ am Sonntag in der Laeiszhalle dem Andenken ihres langjährigen Mäzens, Ehrenförderers und Vorstands Hellmut Wempe gewidmet, der am 29. Januar im Alter von 90 Jahren verstorben war.

Die Treue und Verlässlichkeit des Juweliers, der das Familienunternehmen 40 Jahre lang leitete und Wempe-Standorte in großen Metropolen weltweit eröffnete, habe auch den Symphonikern Hamburg sehr geholfen, sagte der Intendant Daniel Kühnel in einer Rede kurz vor dem Konzert.

Hellmut Wempe im Jahr 2015. Damals wurde er mit dem Hamburger Gründerpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Hellmut Wempe im Jahr 2015. Damals wurde er mit dem Hamburger Gründerpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. © Andreas Laible | Andreas Laible

„Seine aufgeräumte Haltung war für jede Lösung von Krisen auch der Symphoniker entscheidend. In jedem Konflikt ist es ihm aber auch um die Verantwortung und Freude gegangen, die man selber dabei an den Tag legen muss. Ohne seine Forderung nach selbstgemachtem Glück wäre unser Orchester heute ein anderes.“

Symphoniker Hamburg: Dramatischer Orchesterausbruch in der Laeiszhalle

Sylvain Cambreling hatte für dieses Konzert das Vorspiel zum 3. Akt aus der Oper „Ariane et Barbe-Bleue“ von Paul Dukas aus dem Jahr 1907 aufs Programm gesetzt, die nur wenige Jahre nach Gustav Mahlers am Ende ebenfalls erklingender Sinfonie Nr. 4 G-Dur mit dem Sopransolo „Das himmlische Leben“ entstanden war. Die eindringlichen Akkordfolgen zu Beginn erinnerten stark an Richard Wagners musikalische Sprache und Cambreling forderte in den unmittelbar darauf einsetzenden Holzbläser-Kommentaren auch entsprechend kraftvolle Steigerungen in der Lautstärke.

Dann gewann ein lyrisches Thema Raum, das in einem warm schimmernden, von tiefen Blechblasinstrumenten fundierten Ruhepunkt mündete. Die innere Erregung der Ariane, die mit ihrem Handeln das Leben der wie sie selbst vom Herzog Blaubart bedrohten Schwestern rettet, spiegelte sich in den unruhigen Flötenfiguren und natürlich einem dramatischen Orchesterausbruch wider, den die Symphoniker mit einem hinreißenden Volumen zum Klingen brachten.

Mahlers 4. Sinfonie klingt bei den Symphonikern Hamburg viel freundlicher

Ein Zeitgenosse Dukas’ und Mahlers war auch der österreichische Dichter Georg Trakl, von dem der im Mai des vergangenen Jahres gestorbene belgische Komponist Philippe Boesmans eine Reihe von Gedichten vertont hatte. Cambreling selbst hatte aus Boesmans „Trakl-Liedern“ für Sopran und Orchester eine Fassung für Kammerorchester erstellt, die in ihrer Transparenz zu den oft von traumatischen Erlebnissen inspirierten, düsteren Versen Trakls fantastisch passte.

Die springenden Figuren im Ensemble zu Beginn des Gedichtes „Rondel“ und der plötzliche, fast teilnahmslos wirkende Schluss vertonten die Botschaft des Verses „Verflossen ist das Gold der Tage“ weniger, als dass sie bewusst Kontrapunkte setzten. Sarah Wegeners Ruhe und stimmliche Gestaltungskraft, aber auch ihr entschlossener Wille, weder Sentimentalität noch übertriebene Depressivität überwiegen zu lassen, verband sich eindrucksvoll auch mit den räumlich entfernten Klängen einer Trompete und beim Gedicht „Ausklang“ sogar eines durch eine geöffnete Tür von außen spielenden Cellos.

Mahlers 4. Sinfonie klang bei den Symphonikern Hamburg unter Cambreling viel leichter und freundlicher, als als sie oft zu hören ist. Die Schärfen schrill einsetzender Flöten und der irritierenden Schellenklänge im Kopfsatz wurden weit sanfter in den ohnehin sehr ruhigen Verlauf des Satzes eingefügt. Auch im zweiten Satz siegte das Spielerische und Übermütige und im „Ruhevoll“ vor Wegeners hinreißend gesungenem Sopransolo zwang Cambreling alles Disparate immer wieder zum Ausgleich mit der unzerstörbaren Kantabilität dieses bezaubernden langsamen Satzes.