Hamburg. Das Ensemble Modern begeistert mit zwei förmlich überquellenden Werken der Neuen Musik. Richtig laut wurde es auch.

Die Bühne im Kleinen Saal ist ausgedehnt, bis Reihe sechs, und trotzdem pickepackevoll. Instrumente, Mikrofonständer, Stühle und Pulte: alles dicht gedrängt und verkabelt. Und genau so siehts auch in den Partituren aus. Das Ensemble Modern spielt zwei Werke, die förmlich überquellen. Mit einer Fülle an Rhythmen und Farben.

Die Ereignisdichte ist hoch, an diesem Abend beim Festival „Elbphilharmonie Visions“. Aber auf ganz unterschiedliche Weise in Klänge gefasst. Inspiriert von einem Kinderhüpfspiel, schlägt Georges Aperghis in seinem Stück „Hopse“ einen leichtfüßigen Ton an. Celli tänzeln, Geigen fiepen – und die Lotusflöte pfeift ihren Spielkameradinnen hinterher.

„Elbphilharmonie Visions“: Vereinzelt kippt die unbeschwerte Stimmung

Kurz scheint Tschaikowskys „Zuckerfee“ vorbeizuhuschen, als Aperghis die Celesta einsetzt. Nur vereinzelt kippt die unbeschwerte Stimmung, etwa wenn die Piccoloflöte aufkreischt. Doch das geht schnell vorbei.

Die Mitglieder vom Ensemble Modern bewegen sich souverän durch die eigentümlichen Grooves der Musik. Sicher geführt von Enno Poppe, der als Dirigent und Komponist in Erscheinung tritt. Er leitet auch die Aufführung seines eigenen Werks „Körper“. Dort greift Poppe die Tradition der Bigband auf, wie er im Talk mit Barbara Lebitsch von der Elbphilharmonie verrät. Aber natürlich nicht, ohne diese Tradition zu brechen und zu verfremden.

Ensemble Modern beim „Elbphilharmonie Visions: Herrlich schräger Anfang

Schon der Anfang ist herrlich schräg. Das Schlagzeugsolo, normalerweise ein kurzes Intro, scheint zu haken, geht immer weiter. Nach und nach treten weitere Schichten dazu. Posaunen, Keyboards, Saxofone, ein verzerrtes Solo der E-Geige. Es wird voll im Ohr. Und laut, richtig laut. Das überfordert den Raum, da hätte der Große Saal besser gepasst, in dem das Konzert ursprünglich hätte stattfinden sollen.

Aber dann: Schnitt. Plötzlich eine zarte Melodie, mit orientalisch wirkenden Verzierungen. Eine Passage der Saxofone, wunderbar gespielt. Ja, es gibt viele schöne Momente und starke Ideen. Bläserakkorde, die an Bigbandsounds der 20er-Jahre erinnern. Freie, wie improvisiert wirkende Soli. Rauschende Gesten.

Am Ende fasert das Stück allerdings aus. Mit 50 Minuten ist das „Monster“, wie es Poppe selbst nennt, deutlich zu lang. Und dennoch hallt die Fülle an Eindrücken nach.