Hamburg. Die Konzertmeisterin übernahm für erkrankten Dirigenten, und das Publikum der Reihe „Das Alte Werk“ erlebte einen beglückenden Abend.
Das Publikum der Reihe „Das Alte Werk“ ist nicht nur fachkundig, sondern auch sehr aufmerksam und wertschätzend. Als die Konzertmeisterin vom Ensemble Pygmalion die Laeiszhallen-Bühne betritt, gibt es einen Sonderapplaus, weil sie für den erkrankten Dirigenten Raphaël Pichon die Leitung übernimmt. Ein Beifalls-Vorschuss, den sie und ihre Kolleginnen und Kollegen doppelt und dreifach zurückzahlen. Mit einem stimmungsvollen, über weite Strecken beglückenden Abend.
Das Programm aus dem Zyklus „Wege zu Bach“ verzahnt vokale und instrumentale Werke aus dem französischen, deutschen und italienischen Barock, mit feinem Gespür für tonartliche und atmosphärische Zusammenhänge. Eine Schlummer-Arie von Lully – zauberhaft gesungen vom Tenor Zachary Wilder – trifft auf die Kantate „Ich liege und schlafe“ von Nicolaus Bruhns; zwei Chöre aus Georg Böhms „Mein Freund ist mein“ rahmen Heinrich Schütz‘ „O Jesu, nomen dulce“: eine Liebeserklärung an den Namen Jesu, die der Altus William Shelton hinreißend in die Ohren schmeichelt, begleitet von Laute und Harfe.
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Laeiszhalle: Die Intensität des Konzerts geht unter die Haut
Die meist eher kurzen Stücke sind sensibel miteinander verwoben und interpretiert. Wie beseelt die besagte Konzertmeisterin Sophie Gent bei Pachelbels „Jauchzet dem Herrn“ in Richtung Chor hinüberlächelt, verrät viel über den besonderen Geist des Konzerts. Über den engen Kontakt der Ensemblemitglieder untereinander, über die Freude am gemeinsamen Ausdruck und Klang. Ob in den kunstvoll verschnörkelten Linien von Lully, im protestantischen Ernst des deutschen Barock oder im Oratorium von Carissimi über das tragische Schicksal des Jephta.
Die Intensität, mit der die sopranstarken Vokal- und die Instrumentalstimmen den drohenden Opfertod von Jephtas Tochter beklagen und am Ende in musikalischen Schmerzenswellen zusammenfinden, geht unter die Haut. Ein berührendes Konzert.