Hamburg. Er singt über Schönheitswahn, Intoleranz, Spießertum und Selbstmitleid. Ob diese Reflexionen bei den Besuchern ankamen?

Die Bühne ist dunkel, das Wort "Gott" leuchtet in violettem Neonlicht auf, es folgt in großen grünen Lettern "Christian Steiffen" und dann springt er auf die Bühne und sagt sich selber an, der "Gott Of Schlager" aus Osnabrück. 7000 Zuschauer in der ausverkauften Sporthalle haben sich mit Gesängen auf die Show eingestimmt. Die meisten sind Männer zwischen 30 und 50, viele davon verkleidet, noch mehr bierselig, die Atmosphäre hat etwas von Karneval. Sie sind gekommen, um zu feiern, zu trinken und zu singen. "Hier ist Party", heißt Steiffens zweite Nummer, die drei Worte aus dem Refrain kommen bei der Meute im Saal an, der Wortwitz des gesamten Textes ist egal.

Christian Steiffen benutzt sämtliche Klischees des Schlagers und haut den Vertretern des Genres mit seinen Liedern kräftig ins Gesicht. Er beschreibt keine heile Welt, sondern singt über Schönheitswahn, Intoleranz, Spießertum und Selbstmitleid. Ob diese Reflexionen bei der Mega-Party in der Sporthalle ankommen, darf allerdings bezweifelt werden. Dafür ist der Trash-Anteil bei Steiffens Show zu hoch. Abgeguckt hat er sich bei den großen Stars die häufigen Kostümwechsel. Dafür verschwindet er nicht in den Kulissen, sondern zieht sich auf der Bühne um. Cowboyhut und Fransenweste, Kapitänsanzug, Kürassieruniform: "Alles bei Ebay gekauft", erzählt er. Für "Arbeiter der Liebe" setzt er eine Prinz-Heinrich-Mütze auf und hüllt sich in einen langen Mantel, "eine Mischung aus Helmut Schmidt und Ché Guevara" kommentiert er sein Outfit.

Christian Steiffen: Sporthallen-Auftritt ist sein bisher größter Erfolg

Begleitet wird Steiffen vom Haselang Orchester. Das besteht jedoch nur aus dem Keyboarder Dr. Martin Haselang. Als Gäste sind der Saxofonist Tommy Schneller und Sängerin Eva Schneidereit dabei, als Special guest taucht Ärzte-Schlagzeuger Bela B. auf und singt mit Steiffen im Duett "Ja ja, die Punkmusik", ein Lied über einen Aussteiger, der Nazis hasst und sich oft mit Polizisten prügelt. Zwei Stunden dauert das ausgelassene Konzert. Besonders gefeiert werden Nummern wie "Eine Flasche Bier", "Ich fühl mich Disco" und Steiffens größter Hit "Sexualverkehr".

Für den Entertainer aus Osnabrück ist der Sporthallen-Auftritt sein bisher größter Erfolg. Angefangen hat er vor einigen Jahren vor 20 Zuhörern in der Astra-Stube, jetzt feiern ihn 7000 in der Sporthalle. Jede Arena, die er betritt, wird zum Ort kultischer Verehrung: "Feiern kannst du jeden Tag, jetzt bin ich hier und hier ist Party... "