Hamburg. Tiefgründiger Indie-Pop ohne Männerbeteiligung von Charlotte Brandi und neu interpretierte Jazz-Klassiker von San Glaser.

Es gibt tatsächlich eine Schnittmenge zwischen Alanis Morissette, Fiona Apple, Tori Amos, Hildegard Knef und Alexandra, zwischen Indie, geistreichem Pop und Schlagern der alten Schule. Charlotte Brandi, aus dem Ruhrgebiet stammende und in Berlin lebende Sängerin und Komponistin, zeigt das erneut auf ihrem neuen Album „An den Alptraum“ (Listen Records). Alptraum ist hier bewusst mit „p“ geschrieben, denn sowohl ihre Träume als auch ihre Wanderungen in Österreich und der Schweiz stehen Pate in Liedern wie „Luzern“, „Wien“ und dem gejodelten Einstieg in „Geld“.

Die Spiel- und Experimentierfreudigkeit, mit der Brandi so minimalistische wie facettenreiche Arrangements entwirft, steht im beachtlichen Gegensatz zu ihrem ehemaligen Duo-Projekt Me & My Drummer, as von 2010 bis 2018 ein ewiger Kompromiss der Kreativitäten von ihr und Matze Pröllochs war.

Charlotte Brandi: Album ist auch eine Geschichte der Emanzipierung

So ist „An den Alptraum“ auch eine Geschichte einer Emanzipierung. Unterstrichen wird das bewusst auch durch die weiteren Beteiligten an dem Album: Kein Mann legte von der Produktion über Abmischung bis zum Artwork mit Hand an, Brandi spielte acht Instrumente, unterstützt von Gitarristinnen, Schlagzeugerinnen und Bassistinnen. Live zu erleben ist Charlotte Brandi am 30. März im Nachtasyl.

Wir bleiben bei Frauen und ihren Träumen, im Fall von San Glaser allerdings bei einer Wunscherfüllung: Mit vier Alben, zuletzt 2018 mit „The Great Grand Hotel“ hat sich die aus den Niederlanden stammende Hamburgerin seit 2005 ein großes Renommee in der modernen Jazz-Pop-Szene erworben, auch wenn Glaser sich trotz ihrer Ausbildung nicht als Jazzsängerin sieht.

Das neue Album von San Glaser: „The Other Side Of The San“

Aber jetzt zeigt sie auf ihrem neuen Werk „The Other Side Of The San“ (Dutchland Music) und schaut gleichzeitig zurück und nach vorn mit Klassikern aus dem Great American Songbook, die sie jahrzehntelang begleitet haben, Wendepunkte in Leben oder Karriere untermalten und anstießen oder einfach nur für sie gemacht schienen.

Unterstützt von ihrem Mann Arnd Geise am Bass sowie Mischa Schumann am Klavier, Felix Dehmel am Schlagzeug und den Streichern des Kaiser Quartetts interpretieren Glaser und ihre Band „Cheek To Cheek“, I’ve Got The World On A String“, „My Funny Valentine“ oder „What Are You Doing For The Rest Of Your Life“ mal werkgetreu, mal komplett neu arrangiert, mal völlig auf links gedreht, aber immer smooth, an die Hand nehmend, Arm in Arm.

San Glaser live in Hamburg

Denn zumeist sind es Lieder über die Liebe und das Leben (damit), da muss ein Song auch mal strahlen. Live vorgestellt wird „The Other Side Of The San“ am 11. Februar mit einem Release-Konzert in der JazzHall in der Hamburger Hochschule für Musik und Theater, und ein weiteres Heimspiel gibt San am 8. April im Birdland. Karten und eine Tourübersicht gibt es hier.