Hamburg. Partystimmung beim Ezra Collective aus London im Uebel & Gefährlich. Ein furioser Tanzabend mit Jazz und Afrobeat.
„Wenn du was für junge Leute tun willst, gibt ihnen ein Saxofon“, sagt Femi Koleoso. Der Musiker aus London hat sich zwar für das Schlagzeug entschieden, doch sein Kumpel James Mollison griff sich das Blasinstrument und fing an intensiv zu üben. Vor zehn Jahren gründeten die beiden zusammen mit Koleosos Bruder TJ (Bass) und Joe Armon-Jones (Keyboards) die Band Ezra Collective, Trompeter Ife Ogunjobi kam später hinzu. Getroffen hatten sich die drei schwarzen und zwei weißen Jungs in einem Jugendclub im Stadtteil Tottenham. Das Quintett hat sich seitdem zu einem der aufregendsten jungen Jazz-Ensembles in der britischen Metropole entwickelt.
Koleoso und seine Freunde sind nach der Corona-Epidemie zum ersten Mal wieder nach Hamburg gekommen. Der Drummer erinnert sich noch an den letzten Auftritt in der Stadt: „Das war in dem coolen Club gegenüber“, sagt er und meint das Knust. „Wir verdanken unseren deutschen Fans eine Menge. Außerhalb Großbritanniens haben wir hier die meisten Anhänger.“
Uebel & Gefährlich: Egal wie eng es ist, hier muss einfach getanzt werden
Das Uebel & Gefährlich ist an diesem Abend voll gepackt, je weiter man vor die Bühne möchte, desto schwieriger wird es, sich zu bewegen. Und das gehört bei den Auftritten von Ezra Collective immer dazu. Im Gepäck hat die Band das zweite Album „Where I Meant To Be“, das gespickt ist mit tanzbaren Nummern wie „Victory Dance“ oder „Ego Killah“.
Ezra Collective verbindet Jazz mit Afrobeat und erinnert an 70er-Jahre-Bands wie Osibisa oder Ginger Baker’s Air Force, ist aber auch von dem nigerianischen Superstar Fela Kuti beeinflusst. Die Eltern von Femi und TJ Koleoso stammen aus Nigeria und haben ihre Söhne schon früh mit Kutis elektrisierenden Sound vertraut gemacht. Auch Reggae-Rhythmen, Rumba, Dub und Hip-Hop von J Dilla finden sich im Repertoire dieser exzellenten Musiker. Jeder der fünf hat reichlich Raum für Soli zur Verfügung, das Publikum feiert jeden einzelnen für die hochenergetischen Einlagen. Bestechend sind auch die einprägsamen Melodien, von Mollison und Ogunjobi unisono gespielt, aus denen sich die Improvisationen entwickeln.
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Das Herzstück von Ezra Collective ist jedoch der treibende Rhythmus. Fast zwei Stunden lang geben die fünf Musiker Vollgas und das begeisterte Publikum tanzt mit, so gut das in der Enge eben geht. Wie populär die britische Combo in Hamburg ist, zeigt sich auch am Merchandise-Stand. Unzählige Vinyl-Alben, Hoodies, Taschen und Socken mit dem „EZRA“-Aufdruck gehen über den Verkaufstisch. Ein bisschen Ezra Collective möchte man gern mitnehmen – als Erinnerung an einen Auftritt, der zu Beginn dieses Jahres eine erste Sternstunde im Hamburger Konzertkalender ist.