Hamburg. Das vor mehr als 50 Jahren in San Francisco gegründete Künstlerkollektiv gab ein Konzert in Hamburg – und blieb wie immer anonym.
Zu erkennen sind sie auch dieses Mal nicht. Die Residents, legendäre Experimentalrocktruppe aus San Francisco, feiert – mit Corona bedingter Verspätung – das 50. Bandjubiläum am Dienstagabend auch auf Kampnagel in Hamburg anonym. Heißt: Die vier Musiker tragen Masken, wer sich dahinter verbirgt ist nicht erkennbar.
Von Anfang an war das das Alleinstellungsmerkmal dieses Künstlerkollektivs, das auch musikalisch vollkommen gegen den Strich gebürstet ist. Man denke nur an das „Commercial Album“ (1980), das aus 40 genau einminütigen Nummern besteht oder die „Eskimo“-Platte im Jahr zuvor, die das Leben am Polarkreis dokumentieren soll.
The Residents auf Kampnagel – anonym mit Maske
Doch während die Residents früher in Kostümen auftraten, bei denen ein riesiger Augapfel über den Kopf gestülpt wurde, bleibt es 2023 auf Kampnagel bei Masken und einer auch sonst uniformen Garderobe (Anzughose, Jacket, Hemd, Krawatte). Statt großer Bühnenaufbauten (früher oft üblich) gibt es psychedelisch anmutende Stellwände, in einem Loch in ihrer Mitte laufen avantgardistisch-kunstvolle Videoclips, die die etwas mehr als 20 Songs des Abends perfekt begleiten.
Von Dada bis Zeichentrick reicht die Spannbreite – übrigens auch musikalisch. Natürlich gibt es unverzichtbare Residents-Hits (sofern man bei einer solchen Band von „Hits“ sprechen kann) wie „Constantinople“, „Semolina“ und „Diskomo“, aber eine Kommunikation mit dem Publikum findet nicht statt.
The Residents auf Kampnagel – mit einer geheimnisvollen Aura
Macht nichts, hier geht es darum, einen Kult zu feiern, eine Band, die ihrer Zeit immer weit voraus war und viele andere inspiriert hat. Eine Band, die immer noch die Aura des Geheimnisvollen umgibt, auch wenn man inzwischen weiß, dass der verstorbene Hardy Fox (1945-2018) eines ihrer Mitglieder war.
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Nach unterhaltsamen 80 Minuten ist auf Kampnagel Schluss, aber das Residents-Kapitel noch lange nicht geschlossen. Die endlose Veröffentlichungswelle, nicht nur mit Jubiläumsalben, rollt nämlich fröhlich weiter.