Hamburg. Hamburgische Vereinigung von Freunden der Kammermusik boten spannendes Konzert im Kleinen Saal. I-Tüpfelchen folgte in der Zugabe.
Dass Hamburg eine traditionsreiche Musikstadt ist, ist bekannt. Spätestens seit es die Elbphilharmonie gibt, besinnt man sich wieder mehr darauf. Leider wird noch immer fast ganz ausgeblendet, dass die Anfänge über 500 Jahre zurückreichen. 1522 wurden zum ersten Mal Musiker von der Stadt fest angestellt: Die „Hamburger Ratsmusiker“ waren die Vorläufer des heutigen Philharmonischen Staatsorchesters. Damals berühmte Komponisten aus nah und fern leiteten die „Ratsmusik“.
Selten gespielte Musik von ihnen und anderen bot jetzt die Hamburgische Vereinigung von Freunden der Kammermusik in einem Konzert im kleinen Saal der Elbphilharmonie.
Elbphilharmonie: Kammermusikfreunde präsentieren „Hamburger Schätze“
„Hamburger Schätze“ war das Motto, und dazu gehörten auch Werke der Hamburger Mendelssohn und Carl von Holten, einem Freund von Brahms. Für die Paduanen und Galliarden, Tänze aus dem 17. Jahrhundert u. a. von Johann Schop oder William Brade, hatte man die neue, 1991 gegründete Hamburger Ratsmusik unter der Leitung der Gambistin Simone Eckert engagiert.
Mit Gambe, Geige und Theorbe brachten sie die mal intim-melancholische, mal quirlig tänzelnde Musik wunderbar zum leuchten. Reizvoll war, dass die Kammermusikfreunde drei Kompositionsstudenten der Hamburger Musikhochschule Aufträge erteilt hatten, Stücke für die Hamburger Ratsmusik zu schreiben. Sie erklangen im Wechsel mit den alten Werken. Eindrücklich war etwa „Allá, Donde Sea Que Eistés“ (Dort, wo du bist) des Chilenen Martin Donoso Vera. Ein moderner Klagegesang für vier Gamben, der auch Motive der alten Musik verarbeitet.
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Hamburger Kammermusikfreunde mit spannendem Konzert in der Elbphilharmonie
Ein echter Schatz wurde im zweiten Teil gehoben. Der Geiger Laurent Albrecht Breuinger und seine Klavierpartnerin Irene Berger spielten die Violinsonate e-Moll von Carl von Holten. Der Brahms-Freund schreibt schwelgerisch-romantisch, attraktiv virtuos, lyrisch-sensibel, ein lohnendes Stück. Es sollte öfter gespielt werden.
Genauso facettenreich interpretierte das brillante Duo zuvor die effektvolle, überbordend schwelgerisch-virtuose späte Violinsonate F-Dur von Mendelssohn und setzte mit einem Brahms-Scherzo als Zugabe noch ein I-Tüpfelchen auf dieses spannende Konzert.