Hamburg. Der gefragte Dirigent und die Bamberger Symphoniker begeistern im Großen Saal – „eins der feinsten Konzertorchester in Europa“.

Im Allegretto grazioso aus der achten Sinfonie schreibt Dvořák eine seiner herrlichsten Melodien. Sonnig, schwärmerisch, walzerbeschwingt – und doch von einer leisen Nostalgie grundiert. Da zaubert Jakub Hrůša. Er lässt die Streicherinnen und Streicher der Bamberger Symphoniker einige Töne dezent angleiten. Nur ein kleines bisschen. Das ist nicht mehr als eine Nuance. Aber sie gibt der Musik die Extraportion Schmelz, die sofort Glückshormone triggert.

Sie fließen reichlich, an diesem Abend in der Elbphilharmonie. Auch im Finale der Achten, mit seinem tänzerischen Drive, den Hrůša packend inszeniert. Man schaut auf die eigenen Füße und stellt erstaunt fest, wie die ganz von alleine mitwippen.

Bamberger Symphoniker in der Elbphilharmonie: „eins der feinsten Konzertorchester in Europa“

Dass die Bamberger wunderbar Dvořák spielen können, gilt vielleicht nicht als große Überraschung. Schließlich ist das Orchester seit seiner Gründung eng mit der tschechischen Tradition verbunden und hat mit Hrůša auch einen tschechischen Chefdirigenten. Aber das ist nur eine von vielen Facetten des Repertoires.

In Ligetis „Lontano“ von 1967 erkunden die Symphoniker die feinen Farbwechsel eines Klangstroms, der wie in Zeitlupe durch den Raum kriecht. Manche Schwebungen surren so eigenartig, als wären sie elektronisch erzeugt. Das Knarzen von Tuba und Kontrafagott erinnert dagegen an ein stöhnendes Walross. Faszinierend jedenfalls, welcher Reichtum an Sounds da auf der Bühne fluktuiert.

Ja, die Bamberger sind „eins der feinsten Konzertorchester in Europa“, wie es Michael Becker in seiner launig-lässigen Moderation ankündigt. Dieses Versprechen löst der Klangkörper schon in der ersten Hälfte ein. Mit der dritten Brahms-Sinfonie, von Hrůša lebendig und einfühlsam dirigiert.

Elbphilharmonie: Hrůša und Bamberger Symphoniker begeistern

Hinreißend, wie die Geigen das Thema aus dem Poco Allegretto – bekannt aus dem Film „Lieben Sie Brahms?“ – von den Celli übernehmen und in einer dunklen Färbung weiter singen. Und wie das Horn dieses Thema später aufgreift. Mit genau dem warmen und weichen Ton, der die Interpretationen der Bamberger prägt. Ebenso wie die Lust am Dialog, am gemeinsamen Flow.

Wenn die Klarinetten ihr Piano im ersten Satz noch eine Spur weiter zurücknehmen, bis ins gesäuselte Pianissimo, dann scheint das ganze Orchester innezuhalten und zu lauschen. Das ist schön, so wehmutszart und brahmsisch, dass es einen tief berühren kann.