Hamburg. Warum immer die Zähne zusammenbeißen? Mutiges Stück am Jungen Schauspielhaus behandelt die Periode mit Offenheit und Humor.

Die Menstruation ist ja eigentlich eine natürliche Sache. Sie betrifft jeden Monat mindestens die Hälfte der Menschheit. Und doch ist sie noch immer mit einem gesellschaftlichen Tabu behaftet. Schmerzen und Stimmungsschwankungen werden verleugnet. Jugendliche beißen beim Sportunterricht die Zähne zusammen. Und die Übergabe eines rettenden Tampons fühlt sich mitunter an wie ein heimlicher Drogendeal.

Im Studio des Jungen Schauspielhauses hat nun Theaterpädagogin Laura Brust mit „Periodensysteme“ einen Abend mit Spielerinnen kreiert – allesamt (noch) keine Profis.

"Periodensysteme" am Jungen Schauspielhaus: Mutiges Stück über Menstruation

Das ungemein beliebte Format „SchauSpielRaum“ macht es möglich, in dem junge Menschen, unterstützt von der Zeit Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, selbst auf Basis von Ensembleworkshops aktiv über ihre Themen miteinander ins Spiel kommen.

„Periodensysteme“ ist eine mutige Stückentwicklung für junge Menschen ab 13 Jahren. Die fünf angenehm divers und glaubhaft aufspielenden Darstellerinnen reden über innerste Vorgänge des Körpers. Und manifestieren ihre Wut über den sprachlosen Umgang damit: „Mein Blut ist blau“. „Wenn ich meine Tage habe, kann man nicht mit mir reden“. „Tampons können verloren gehen.“

Jede bekommt erstmal einen Uterus in die Hand

Die Bühne ist von Miriam Schliehe ebenso wie die Kostüme der Spielerinnen in allerlei Variationen von Rosé- und Rottönen (und ein bisschen Gold) getaucht. Sie erläutern die vier Phasen des Zyklus in einem launigen Erklärspiel, in dem jeder erst mal einen Uterus in die Hand bekommt. Und deklinieren alle Aspekte des Themas durch: vom prämenstruellen Syndrom über die Gefahren des toxischen Schocks beim Tampongebrauch bis zu fragwürdigen Werbe-Slogans für Hygiene-Artikel.

Der selbstbewusste Umgang der Spielerinnen mit dem Thema erzeugt auf Anhieb viel Leichtigkeit und baut Hemmnisse ab. Umso unvermittelter brechen da mitunter die ernsten Solo-Momente ein. Wenn Lucie Wiese ihre Wut artikuliert. Oder Rebekka Zornow ihre Verzweiflung im Angesicht von Schmerz über das Unverständnis der Umwelt äußert.

Unvergesslich ist jene Szene, in der Amber Hasselbach demonstriert, wie sie einmal während einer Radtour – sozusagen in voller Fahrt – einen Tampon gewechselt hat. Szenen wie diese machen deutlich, dass man dem Thema am besten mit Humor, klaren Ansagen und viel Offenheit beikommt. Dazu ist dieser Abend ein wohltuender Schritt. Er ist nicht nur Menstruierenden zu empfehlen.

„Periodensysteme“ wieder am 11., 15., 20.1., Junges Schauspielhaus (U Saarlandstraße), Wiesendamm 28, Karten unter T. 24 87 13; www.schauspielhaus.de