Hamburg. Die Sängerin gab ein mitreißendes Konzert in der Fabrik, ihrem „zweiten Wohnzimmer“. Es ging auch tief in die musikalische Vergangenheit.
Hamburg Weihnachtlich leuchtet die Fabrik in Altona mit großen Sternen unter der hölzernen Decke. Und der strahlende Star des Abends, der wird im bestens gefüllten Saal heftig bejubelt. In einem gut zweistündigen Konzert führt Inga Rumpf mit ihrer famos aufspielenden Band von der popkulturellen Gegenwart bis tief in die 70er-Jahre. Was für eine charismatische Bühnenperson sie doch ist. Und was für eine tolle Musikerin.
Inga Rumpf: In Ringelshirt, Lederjacke und Jeans in ihrem „zweiten Wohnzimmer“
In Ringelshirt, Lederjacke und Jeans tritt sie ins Rampenlicht. In ihr „zweites Wohnzimmer“, wie sie die Fabrik nennt. Und dann ist da diese Stimme: dunkel, rau, eindringlich und zugleich mit diesem lebensbejahenden Timbre. Zum Auftakt besingt Inga Rumpf das „Universe Of Dreams“. Die Bluesnummer ist der Titelsong jenes Albums, dass sie sich im vergangenen Jahr zu ihrem 75. Geburtstag geschenkt hat. Ihren Umzug von der Stadt aufs Land reflektiert sie in „Hold On, Slow Down“.
Und wie sie da versiert und ultra cool ihre akustische Gitarre spielt, mit dem Slide-Röhrchen über dem linken kleinen Finger für extra lässigen Bottleneck-Sound, da fragt man sich: Warum wird Inga Rumpf eigentlich nicht so großformatig „abgekultet“ wie so manche männlichen Kollegen, die bis zum Umfallen die Rock’n’Roll-Kuh melken? Doch wer diese Künstlerin in der Fabrik erlebt, der spürt überdeutlich: Genau dort gehört sie hin. Nah bei ihren Fans. „Ist es nicht großartig, dass wir alle zusammen mit der Musik älter werden?“, fragt sie voller Freude und widmet ihrer treuen Anhängerschar den Song „About You“.
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Inga Rumpf: „Over The Hill“ – ein schönes Geleit in die eisige Nacht
Dass Inga Rumpf so jung im Herzen wirkt, liegt gewiss auch daran, dass sie alle Generationen einbezieht. Live begleiten sie nicht nur ihre langjährigen Wegbegleiter Joe Dinkelbach (Piano, Orgel) und Thomas Biller (Bass), sondern auch jüngere Musiker: Robin McMinn am Schlagzeug und Arne Vogeler an der Gitarre. Und als Gast holt Inga Rumpf zwei Mal die Hamburger Musikerin Ina Bredehorn alias Deine Cousine auf die Bühne. Im Duett singen sie unter anderem den „Undercover Agent For The Blues“. Ein kraft- und druckvolles Duett. Inga und Ina – das passt. Und macht viel Spaß.
Nach der Pause gilt: Je schöner der Abend, umso länger die Songs. Hits ihrer Bands Frumpy und Atlantis sind einfach ungemein interessant anzuhören mit ihren korrespondierenden Soli, ihren spannenden Tempiwechseln und ihrem improvisierten Driften zwischen Funk, Rock, Blues und Krautrock. Die Menge schwelgt in Erinnerungen und feiert Songs wie das freigeistige „Get On Board!“ und natürlich das grandios krachende wie elegische „How The Gypsy Was Born“. Als zweite Zugabe beschließt Inga Rumpf den Abend mit dem ruhigen gospeligen „Over The Hill“. Ein schönes Geleit in die eisige Nacht.