Hamburg. Die britische Rapperin kam mit schlauen Arrangements und erfrischender Nordlondoner Prollattitüde ins Uebel & Gefährlich.
Dass sich Simbiatu Ajikawo als Rapperin Little Simz nennt, kommt nicht von ungefähr: Die 28-Jährige ist klein. Winzig. Und weil sie so winzig ist, sieht man im bis zum letzten Platz gefüllten Uebel & Gefährlich auch kaum etwas von ihr. Sofern man nicht in den ersten Reihen steht. Wo allerdings solch ein Gedränge vorherrscht, dass man auch nichts davon hat, sich durchgequetscht zu haben.
Anders gesagt: Es ist ja schön, dass das Little-Simz-Konzert in Zeiten schleppender Ticketverkäufe schon seit Wochen ausverkauft ist. Aber Ajikawo ist ein Trendthema, sie hätte auch eine größere Halle problemlos gefüllt, wo man seinen Mitmenschen womöglich weniger auf die Pelle gerückt wäre. Die für ein Clubkonzert recht hohe Maskendichte zeigt jedenfalls, dass die Menschenmassen hier ganz allgemein für Unbehagen sorgen.
Little Simz: Hamburg bekommt erfrischende Prollattitüde zu spüren
Was allerdings außer Frage steht: die musikalische Qualität von Little Simz. Mit mittlerweile fünf Studioalben hat sich die Londonerin zur Speerspitze eines experimentellen HipHop-Verständnisses gerappt, undogmatisch, phantasievoll, politisch. Ihre Musik wurzelt im britischen Subgenre Grime, aber sie leistet sich immer wieder Ausflüge, zu Soul, Jazz, Klassik.
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Auf Platte steht diesem Konzept zwar die eigene Klugheit bisweilen im Weg, auf der Bühne aber ist Ajikawo nicht nur die hochtalentierte Arrangeurin verschiedener Sounds, da bricht sich auch noch eine erfrischende Nordlondoner Prollattitüde Bahn. Die im Zweifel auch die augesuchten Samples wegfegen kann.
Little Simz: Hamburg wird ein Stück weit zu Islington
Das wagnereske Intro zu „Introvert“, dem Titelsong ihrer vorletzten Platte, braucht Ajikawo im Uebel & Gefährlich gar nicht, sie steigt direkt mit flirrenden Funkgitarren ein – um dann im Refrain dann doch noch das große Streicherbrett aufzufahren. Smokey Robinsons „The Agony And The Ecstasy“ geht nahtlos in die zurückgelehnte Soul-Stimmung von „Two Worlds Apart“ über. Und beim brachialen „Boss“ stellt sich die Meisterin selbst ans Keyboard – nicht etwa, um hier ihr Können zu beweisen (das sie zweifellos besitzt), sondern um dem Instrument ein paar quäkende Sounds zu entlocken, die auch als Sample funktioniert hätten. Understatement kann Little Simz auch.
„Hamburg, come to North London!“, ruft sie, dann brettern die asiatisch angehauchten Samples von „Never Make Promises“ los. Und, ja, ein bisschen fühlt man sich wie in den Straßen von Islington. Wenn man sich nur halbwegs bewegen könnte.