Hamburg. Matthias Brandt und Jens Thomas mit einer Wort-Musik-Collage zu „Die Bergwerke zu Falun“ von E.T.A. Hoffmann.

Die Wort-Musik-Collagen, die der Schauspieler Matthias Brandt seit bald zehn Jahren gemeinsam mit dem Musiker, Komponisten und Stimmforscher Jens Thomas vorträgt, haben inzwischen Tradition. Zuletzt hatte Brandt sein eigenes Roman-Debüt „Blackbird“ präsentiert. Diesmal geht es auf Kampnagel um literarischen Klassiker: „Die Bergwerke zu Falun“ des romantischen Autors E.T.A. Hoffmann.

Kampnagel Hamburg: Verliebt in eine Bergkönigin

Die Erzählung aus dem Jahre 1819 folgt den Wegen des jungen Elis Fröbom, der seinen Seefahrer-Beruf an den Nagel hängt, um fortan, von einem alten Bergmann dazu inspiriert, Bergarbeiter an Land zu werden. Die teils traumartig erzählte Geschichte durchziehen mehrere Ebenen, die höchst aktuell wirken. So ist Fröbom nach der Rückkehr von Trauer und Schuldgefühlen geprägt, da seine Mutter während seiner Abwesenheit auf See verstorben ist.

Ein als sehr real erlebter Traum führt ihn in das Bergwerk und zu einer faszinierenden Bergkönigin. Auf einer Feier verliebt er sich in Ulla, die Tochter des Bergbauleiters Pehrson Dahlsjö. Immer wieder begegnet Elis Fröbom der geisterhaften Erscheinung des alten Bergmanns und erfährt, dass er einst in der Grube verschüttet wurde. Im Innern entdeckt er eine Welt aus Kristallen, die sein Begehren wecken.

Brandt und Thomas verstehen sich ohne Worte

Der Abend lebt von Brandts lebhaftem, variantenreich artikuliertem Vortrag. Hochkonzentriert spart er keinen scheinbar noch so nebensächlichen Zwischenton aus. Der Musiker Jens Thomas ist ihm ein ebenbürtiger Partner. Beide verstehen sich wortlos, wissen scheinbar instinktiv, wann der nächste Einsatz naht. Mit seinen mal zarten, oft ins Virtuose ausbrechenden Klangmalereien auf dem Flügel illustriert Jens Thomas das Gesagte nicht – vielmehr wird er zu einem bereichernden Dialogpartner.

Das gelingt ihm unter anderem mit einigen verblüffend soften Neil-Young-Coverversionen wie „Hey Hey, My My (Into the Black)“ oder „Heart Of Gold“, die er sanft aufraut und ganz neu zum Glänzen bringt. Manche Textstellen versieht er mit Dramatik, andere mit sanftem Obertongesang. Wenn es auf den Höhepunkt zugeht, zupft er nur noch die Saiten im Innern des Flügels.

Kampnagel Hamburg: Kein Happy End

Man ahnt, dass die Geschichte, in der es um aufrichtige Liebe aber auch Verführbarkeit durch Edelsteine geht, ein schauriges Ende nehmen wird. Die Obsession Elis‘ mit dem Almandin-Edelstein führt zu einer Katastrophe – und erst 50 Jahre später werden die Liebenden nurmehr im Tode vereint sein.

Matthias Brandt und Jens Thomas geleiten den Zuhörer gekonnt – jeder für sich virtuos auf seinem künstlerischen Gebiet – in diese fantastischen und zugleich erstaunlich zeitgemäß erscheinenden Welten zwischen Traum und Realität. Und machen diesen Abend zu einem packenden Erlebnis.