Hamburg. Zum Abschluss des Sufi-Festivals trat die Gruppe Saami Brothers Qawwal Party auf. Ein Konzert, das niemanden kalt lässt.

Muhammad Raufs Finger weist gen Himmel, auch sein leicht verklärter Blick geht dorthin, ins Unbestimmte. Sieht er etwas, was wir nicht sehen, eine göttliche Erscheinung etwa? Jedenfalls singt er so voller Inbrunst und spürbarer Liebe, dass im Kleinen Saal der Elbphilharmonie wohl niemand unberührt bleibt. Als Solosänger und Harmoniumspieler ist Rauf Teil der Saami Brothers Qawwal Party, die an diesem Sonntag das viertägige Sufi-Festival in der Elbphilharmonie beendet – und was für ein Abschluss das ist!

Die rituelle Musik des Sufismus, der mystischen Richtung des Islam, ist ein Herzöffner, auch wenn man die Texte nicht versteht. Darin erinnert Qawwali stark an den Gospel oder die Bhajans, die im Hinduismus Teil der religiösen Praxis sind.

Call-and-Response-Wechselgesänge da wie dort, ebenso die Einbeziehung des Publikums, das hier zwar weitgehend nicht mitsingen kann, aber um so begeisterter im Rhythmus klatscht – angeleitet durch Muhammad Rauf, aber auch durch seine sieben Mitstreiter, von denen drei in der zweiten Reihe ausschließlich für Klatschen und Chorgesang zuständig sind.

Elbphilharmonie: Sufi-Festival: Ein in jeder Hinsicht beseelender Abend

Mit dem traditionellen „Allah Hoo“ geht es los, das der legendäre Sänger Nusrat Fateh Ali Khan (1948-1997) durch seine Veröffentlichungen auf Peter Gabriels „Real World“-Label auch im Westen bekannt machte. „Gott ist Wahrheit“, so die Botschaft, die bei Gesangsritualen in unterschiedlichen Formen bis zu 600-mal wiederholt wird. Hier sind es weniger, aber gute 20 Minuten dauert das Stück auch an diesem Abend.

Knappe Handbewegungen steuern Lautstärke, Tempo und Einsätze bei Solopassagen, irgendwann geben die Männer an Tabla und Dholak (zwei Handtrommeln) Vollgas – ein Rausch, der erste Besucher begeistert aufspringen lässt, bis nach dem letzten Crescendo vor der Zugabe fast alle stehen.

Auch wenn er hier um religiöse Dinge geht, so gibt es doch keine Ausschlusskriterien. Jede und jeder ist willkommen, niemand wird auf den einen Gott verpflichtet, stattdessen geht es um das universell Göttliche, um Transzendenz und spirituelle Erfahrungen, die sich im Islam natürlich ebenso machen lassen wie etwa im Christentum oder im Buddhismus. Ein in jeder Hinsicht beseelender Abend.