Hamburg. Das Vokalensemble Vox Luminis und das Gambenconsort L’Achéron sorgten in der Laeiszhalle für bewegende Momente.

Ein stimmungsvoller Nachklang zum Ewigkeitssonntag: So lässt sich der Gesamteindruck des Abends in der Reihe „Das Alte Werk“ wohl am besten zusammenfassen. Eines Abends, der nicht einfach ein Konzert, sondern eine beinahe andächtige musikalische Meditation war, über das Innehalten in Anbetracht des Todes.

Dafür hatten das Vokalensemble Vox Luminis und das L’Achéron-Gambenconsort barocke Kompositionen des 17. Jahrhunderts in die Laeiszhalle mitgebracht. Die „Sieben letzten Worte“ von Heinrich Schütz, eine kurze Sonata und das „Dies Irae“ von Giovanni Legrenzi sowie das Requiem von Johann Kaspar Kerll. Lauter tiefernste Musik, die – im Falle der Vokalwerke – vom tiefen christlichen Glauben an ein Leben nach dem Tod durchdrungen ist.

Laeiszhalle: Mit Vokalfarben emotionale Kontraste ausdrücken

Der verinnerlichte Ton spiegelte sich in der Haltung der Interpreten. Eingetaucht in ein dezentes, rötlich-goldenes Bühnenlicht, standen die acht Sänger und zwei Sängerinnen von Vox Luminis leicht erhöht, in einem durchbrochenen Halbkreis, mit einem Organisten zwischen und dem fünfköpfigen Gambenconsort vor sich. Gemeinsam fanden die beiden Formationen zu einem wunderbar transparenten Klang: Schlank und innig, aber auch sehr beseelt und textnah – und nicht so enthaltsam im Ausdruck wie bei anderen Spezialensembles der Alten Musik.

Sensibel spüren die Sängerinnen und Sänger den Affekten nach und nutzen die Vokalfarben, um emotionale Kontraste auszureizen. Im Hosanna geben sie dem Vokal „a“ eine helle Strahlkraft, als Klang des freudigen Gotteslobs; als dagegen die Hölle droht, bekommen die „e“-Laute einen offenen, grellen Sound, der fast wie ein „ä“ in die Ohren schneidet.

Laeiszhalle: Besonders ergreifend das Agnus Dei aus Kerlls Requiem

Dass nicht alle Ensemblemitglieder ihre solistischen Passagen so berückend singen wie der Tenor Jacob Lawrence seine Jesus-Worte, fällt kaum ins Gewicht. Weil die gemeinsame Idee von der Musik im Vordergrund steht, weil Vokal- und Instrumentalstimmen immer wieder zu einer Einheit verschmelzen und die Werke zusammen beatmen. Besonders ergreifend im Agnus Dei aus Kerlls Requiem, in dem sie geradezu zärtlich um die ewige Ruhe bitten. Man muss kein gläubiger Christ sein, um sich von dieser Hoffnung auf ein Licht nach dem Dunkel anrühren zu lassen.