Hamburg. Michael Frowin und Dietmar Loeffler hatten mit „Selten so gelacht“ Premiere. Ein launiger Ab- und Aufriss über den deutschen Humor.

Wenn Kabarettisten in Zeiten multipler Krisen der Spaß und Spott verloren ginge, hätten sie ihren Beruf verfehlt. Michael Frowin, künstlerischer Leiter auf Hamburgs Theaterschiff, hat seinen Beruf gewechselt. Gibt er zumindest vor – und begrüßt alle auf dem seetüchtigen und modernisierten Kahn im Nikolaifleet als vollmundig aus dem Off angekündigter „Master of Jokes“ und „Scherz auf zwei Beinen“, sprich als Coach eines Humor-Seminars.

„Kennen Sie den...?“, diese Frage wird er im Laufe des Abends mehrmals stellen. Pianist und Arrangeur Dietmar Loeffler stolpert verspätet mit Tasche und Noten die Treppe hinunter – es sei ja nur die Generalprobe, unkt er.

Doch das Publikum im fast voll besetzten Unterdeck wird Zeuge der bereits dritten Premiere dieser Theaterschiff-Spielzeit: „Selten so gelacht – Der Praxistest“ ist ein Musikkabarett-Programm, das sehr viel in Sachen Satire in sich vereint und ein breites Humor-Spektrum bietet.

Theaterschiff: Witze über den deutschen Humor

Angereichert mit Fakten, die Frowin akribisch recherchiert hat. Dass Kinder im Durchschnitt 400-mal am Tag lachen, Erwachsene nur noch 15-mal, habe Folgen fürs Gemüt. „Der Mensch lacht, wenn er überrascht wird“, doziert Frowin – und inszeniert Frotzeleien mit seinem Pianisten, den er als „Klimper-Klette“ verspottet.

Am bühnenerfahrenen Loeffler („Ich war schon immer ein Tastengott!“) prallt das ab, „Wie begrüßen sich zwei Deutsche?“, fragt er. „Spaß beiseite!“ Und Frowin analysiert: „Deutscher Humor ist, wenn man trotzdem nicht lacht.“

Spitzen gegen Kubicki und die Kirche

Das Seminar auf dem „Schiff“ nimmt Fahrt auf, die Themen Humor und Politik (mit aktuellen Spitzen auf FDP-Warmduscher Kubicki) sowie Humor und Religion haben durchaus Tiefe.

Frowin fragt, warum Kritik an der Kirche meist als „geschmacklos“ gilt, obwohl diese Krankenschwestern kündige, wenn sie geschieden oder das zweite Mal verheiratet sind. Sogleich zerrt Loeffler schlüpfrig-böse an der Gürtellinie: „Was ist der Unterschied zwischen Jesus und Casanova?“ Antwort: „Der Gesichtsausdruck beim Nageln...“

Groteske Verhüllung zum „Burka Boogie-Woogie“

Etwas feiner, oft hintersinnig geraten die meisten der zehn von Loeffler und Frowin interpretierten Songs. Etwa Danger Dans gesellschaftskritisches Lied „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ oder im zweiten Teil Thomas Pigors „Burka Boogie-Woogie“, den die beiden Humor-Matrosen auf groteske Art in komplett blauer Verhüllung darbieten.

Und wenn Frowin den Song „Wenn du so bist wie dein Lachen“ der Liedermacherin Ina Deter singt, ist das ein einfühlsames, fast melancholisches Intermezzo bei dieser umfassenden und erhellenden humoristischen Doppel-Stunde.

„Selten so gelacht – Der Praxistest“ wieder Mi 26./Do 27.10., 4.11., 22./23.11., 8. u. 10.12., jew. 19.30, Theaterschiff (U Rödingsmarkt), Holzbrücke 2, Karten zu 27,- bis 32,-T. 69 65 05 60; www.theaterschiff.de