Hamburg. Nils Loenicker (l.) und Jan-Peter Petersen im Streit, so kennt und liebt sie das Publikum. Das ist nun allerdings vorbei.
Das Aus ist bereits beschlossene Sache: Ein Stück des Wegs gehen Jan-Peter Petersen (64) und Nils Loenicker (62) noch gemeinsam, dann trennen sich ihre Wege. Für das Kabarettduo Alma Hoppe ist die kommende zugleich die letzte gemeinsame Spielzeit. Doch zuvor will es sich mit seinem neuen Programm „Finale Arrabiata“ noch einmal in Bestform präsentieren. Es soll mit der Premiere in seinem Lustspielhaus am 2. September ein Finale, das zur einen Programmhälfte aus einem Best-of und und zur anderen Hälfte aus neuen Nummern für all das steht, was das Duo im gesamten Großraum Hamburg so erfolgreich und beliebt gemacht hat. Regie führt einer, der weiß, wie sich so ein Abschied anfühlt: Kabarettist Henning Venske (83) stand 2018 das letzte Mal auf der Bühne und führte schon in den 90ern Regie bei den „Hoppes“.
Alma Hoppe galt bislang als Konstante in der Hamburger Kulturlandschaft und ist seit Gründung 1984 neben Herrchens Frauchen (Lisa Politt/Gunter Schmidt) hierzulande das dienstälteste noch bestehende Satireduo. So überraschend die Trennung für viele sein mag, sie kommt nicht von ungefähr. Die treibende Kraft dahinter ist Nils Loenicker. Er steigt aus.
Kein Witz: Satireduo Alma Hoppe trennt sich
Loenicker sagt: „Dass es so kommen würde, hat sich schon vor fünf Jahren angekündigt.“ Es sei ein langer Prozess gewesen. Zudem sei das Interesse des Publikums an tagespolitischer Kompensation durch Kabarett seit etwa 2010 rückläufig. Doch letztlich habe Corona den Ausschlag gegeben. „Der Lockdown hat der Kultur die Luft genommen und die Daseinsberechtigung abgesprochen.“
Beim digitalen Neujahrsempfang dieser Zeitung 2021 hörte sich das noch so an: „Ich will wieder auf die Bühne!“ Doch jetzt sagt er: „Der Hunger ist weg.“ Vielleicht ist ihm auch schlicht der Appetit vergangen. Aufs Theater im Allgemeinen, Touren, Termine für Monate im Voraus, Proben, die vielen Abende auf der Bühne.
Das Duo trennt sich nicht im Streit
Mit Jan-Peter Petersen ist Nils Loenicker beruflich und freundschaftlich verbunden. „Wir trennen uns ja nicht im Streit oder schlechter Stimmung“, betont er. „Wir sind befreundet.“ Das gehe so weit, „dass wir uns im Notfall auch gegenseitig um die Familie kümmern“. An Petersen schätze er besonders dessen hundertprozentige Zuverlässigkeit. „Und wir verstehen uns blind auf der Bühne.“
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Petersen sagt: „Die Sache ist die, dass Nils einfach nicht mehr spielen will, weil er findet, es ist jetzt genug.“ Er verstehe und akzeptiere das. Er habe genug Zeit gehabt, sich an den Gedanken zu gewöhnen. „Es ist erstaunlich, dass wir es so lange miteinander ausgehalten haben.“ Wenn Loenicker bei der Gala zum 29. Geburtstag von Alma Hoppes Lustspielhaus am 25. März 2023 seinen Abschied feiert, sind es 39 Jahre. So eine lange Zeit könne eine Beziehung nur bestehen, wenn sie konfliktfähig sei. „Wir sind durch alles durchgegangen, was man miteinander erleben kann.“ Es sei eine „gewachsene Geschichte, die uns beide auf der Bühne und als Theatermacher so lange zusammengehalten hat“.
Petersen will weitermachen
In den Anfangsjahren trat das Duo im Kabarett Mon Marthe in Eppendorf auf. Von 1988 an fungierte Alma Hoppe dort als Hausensemble und übernahm zugleich die Leitung. Bis zur Eröffnung des eigenen Hauses 1994 im selben Stadtteil. Auch hier behielten sie das Konzept bei, spielten einen Teil des Programms selbst und sorgten für zugkräftige Gaststars aus dem gesamten Bundesgebiet.
Petersen lässt sich weder von der Pandemie noch dem bevorstehenden Schlussstrich unter die gemeinsamen beruflichen Aktivitäten aus der Bahn werfen. „Das hat mich nicht beschädigt.“ Er habe Ehrgeiz genug, um weiterzumachen. „Ich habe schon mit den Hufen gescharrt, weil ich ganz heiß darauf bin, dass es wieder losgeht.“ Er sei immer noch glänzend gelaunt, auch wenn die Lebensziele auseinandergingen. „Wir waren so berauscht davon, dass es so lange geklappt hat.“
Kein Witz: Satireduo Alma Hoppe trennt sich
Das Haus wird Petersen zunächst allein weiterführen. Auf längere Sicht sei geplant, dass der älteste seiner vier Söhne, Schauspieler und Kabarettist Max Beier, mit einsteige. Vielleicht werde es auch ein kleines gemeinsames Projekt geben. „Mit dem Ende von Alma Hoppe wird im Lustspielhaus eine neue Zeit beginnen“, kündigt er an. Im Sommer 2023 sind umfangreiche Renovierungsarbeiten geplant. Der Zeitpunkt müsse für einen erkennbaren Neustart genutzt werden.
Gastspiele möchte er weiter prominent besetzen und setzt darauf, dass Zugpferde „wie Jochen Malmsheimer, Florian Schroeder und Co. uns treu bleiben“. Großes will er in die Laeiszhalle auslagern. „Der Deal ist, dass wir sehr viel mehr veranstalten.“ Die erste Hausproduktion werde „Love and Order“ seines Sohnes Max sein. Er selbst wolle im Herbst 2023 sein neues Soloprogramm herausbringen.
Nils Loenicker hat sein Faible für guten Wein entdeckt und eine Ausbildung zum Sommelier begonnen. „Ziel ist es, mehr zu wissen als der Gast.“ Er veranstaltet Tastings mit Unterhaltungscharakter. „Dann gibt’s auch immer einen kleinen Bauer Hader drauf“, sagt er schmunzelnd – seine populäre Bühnenfigur. Weil er Dinge gern gründlich macht, nennt er inzwischen einen kleinen Weinhandel sein Eigen. „Ich bin völlig autark“, sagt er zufrieden. Loenicker lebt in Schleswig-Holstein, seine Wohnung in Hamburg hat er Freunden überlassen. Im Moment könne er sich nicht vorstellen, noch mal mit einem Soloprogramm im Lustspielhaus aufzutreten.