Hamburg. Der senegalesische Sänger Youssou N'Dour begeistert mit seiner dreizehnköpfigen Band am Freitagabend das Hamburger Publikum.
„Wenn Ihr Lust habt zu singen, zu klatschen oder zu tanzen, singt, klatscht, tanzt!“ Diese Ansage des Schlagwerkers von Youssou N’Dours Begleitband Le Super Étoile de Dakar lässt sich das Publikum in der ausverkauften Elbphilharmonie nicht zweimal sagen. Es dauert gut drei aufwärmende Songs, bis die ersten sich von ihren Sitzen erheben und zu tanzen beginnen – und sich das Konzert in eine große Party verwandelt.
Aber die Musik ist auch unnachahmlich mitreißend, die Youssou N’Dour und seine exzellente dreizehn-köpfige Band samt einem Tänzer hier entfachen. Mit der sanften Ballade „Xaley Rewmi“ in kleiner Besetzung fängt es an und weitet sich dann in „Lima Wessu“ mit pointierter Polyrhythmik und tiefen Bassläufen zu einem ersten Höhepunkt.
Elbphilharmonie: Youssou N'Dour – Vater des Afrofuturismus?
In einem traditionellen weißen Gewand und weißen Slippern wankt der 62-jährige Youssou N’Dour lässig über die Bühne. Und wirkt im Vergleich zu seinem legendären Auftritt an gleicher Stelle vor vier Jahren keinen Tag gealtert. Noch immer bildet die kraftvolle, wandlungsfähige Stimme des senegalesischen Sängers und Komponisten das Zentrum seiner Pop-Musik.
Es ist aber auch seine charismatische Präsenz, die dazu beiträgt, dass er bis heute eine der bekanntesten Stimme Afrikas im Pop darstellt. Vielleicht ist Youssou N’Dour so etwas wie der Vater des Afrofuturismus. Einer, der sich mit seiner Kunst schon immer politisch engagiert hat gegen die Apartheid in Südafrika und für die Integrität Afrikas in den Stürmen der Globalisierung. Zwischenzeitlich war er sogar Minister für Kultur und Tourismus im Senegal. Früh fand er etwa in dem Musiker Peter Gabriel auch einflussreiche Verbündete in der globalen Pop-Welt.
"7 Seconds" mit Backgroundsängerin Camille
Seine größten Hits stammen weiterhin aus den 1980er-Jahren und wenn sie nun in zeitlosen, teils jazzigen, afrokubanischen Arrangements erklingen, haben sie an Frische nichts eingebüßt. Da ist natürlich vor allem „7 Seconds“ zu nennen, jene Chart-Hymne, die er einst im Duett mit Neneh Cherry sang und die er hier mit Backgroundsängerin Camille zum Besten gibt.
Der Song ist eigentlich aber eher untypisch für seine Musik. Denn das Herzstück bildet der so genannte Mbalax, populäre Musik aus dem Senegal und aus Gambia, in der sich Griot-Lobgesänge mit dem Sound der Talking Drum mischen, die natürlich auch an diesem Abend zum Einsatz kommt.
Fast alle Positionen sind doppelt besetzt
Hits wie „Birima“, „Senegal Rekk“ oder „New Africa“ kochen die Rhythmus-Hitze im Saal weiter hoch, häufig von der Band in ekstatische Improvisationen ausgeweitet. Und wann hat man eigentlich zuletzt ein so schön schmalzig röhrendes Saxofon vernommen? Längst steht da der Saal, lässt die Arme nach links und rechts kreisen, tanzt und singt im Wechsel mit der Pop-Legende.
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Zum vollen Sound trägt auch bei, dass fast alle Positionen der Band doppelt besetzt sind. Allein der Schlagzeuger ist nahezu pausenlos im bewundernswerten Einsatz. Alle sind bestens aufeinander eingespielt. Immer wieder legen einzelne Musiker Pause ein.
Elbphilharmonie: Youssou N'Dour begeistert Publikum mit Zugaben
Es herrscht ein lässiges Kommen und Gehen. Youssou N’Dour schreitet dabei über die Bühne als wäre es sein Wohnzimmer. Und natürlich hält er mit „Happy“, „I Love You“ oder „No More“ noch einen ganzen Sack an Zugaben in diesem gut zweistündigen Konzert bereit. Das nächste Konzert folgt hoffentlich nicht erst in vier Jahren.