Hamburg. Die isländische Musikerin Björk hat auf „Fossora“, ihrem zehnten Soloalbum, wieder Boden unter den Füßen.
Björk ist zurück auf der Erde. Gelandet auf Island, ihrer Heimat. Nachdem sie vor fünf Jahren auf „Utopia“ in fantastischen Sphären unterwegs war, hat die Avantgarde-Künstlerin auf „Fossora“, ihrem zehnten Soloalbum, wieder Boden unter den Füßen.
„Fossora“: Björk veröffentlicht zehntes Soloalbum
In dem sakralen „Sorrowful Soil“ mit seinem mehrstimmigen Gesang erinnert sie sich an ihre Mutter, die 2018 gestorben ist, „Ancestress“ ist ebenfalls eine Danksagung an diese Frau; „Fagurt er i Fjördum“ ein kurzes isländisches Volkslied, das sie zum Klang eines Harmoniums singt. Björk nennt „Fossora“ ihr „fungus album“: Seit einiger Zeit beschäftigt sie sich intensiv mit Pilzen, dem „Nervensystem des Waldes“.
Das an Laurie Anderson erinnernde Stück „Mycelia“ und „Fungal City“ sind zwei Kompositionen, die ihre neue Erdverbundenheit ausdrücken. Nachdem sie einige Jahre in New York gewohnt hat, lebt sie wieder in der überschaubaren Idylle von Reykjavík, wo „Fossora“ während der Corona-Pandemie entstanden ist.
Kosmische Avant-Pop von Björk
Es ist auch Björks „Klarinetten“-Album, denn sie hat für einige Stücke das Bassklarinetten-Sextett Murmuri engagiert, die dem Opener „Atopos“ und Nummern wie „Victim Mood“ und „Fossora“ eine dunkle und besondere Klangfarbe geben. Auch ein indonesisches Techno-Duo mit Namen Gabber Modus Operandi, die junge norwegische Sängerin Emilie Nicolas und der New Yorker Dream-Popper Serpentwithfeet unterstützen sie bei ihrem kosmischen Avant-Pop.
- Quatsch mit Chilisoße: Das neue Album ist ein Reinfall
- Diese Plattenfirma ist eine Wundertüte
- Mal sanft, mal wild: hörenswerte neue Jazz-Alben
Björk hat noch nie in irgendeine Schublade gepasst. Auf „Fossora“ zeigt sie wieder ihren Mut, musikalische Risiken einzugehen und Stücke zu kreieren, die sich krass voneinander unterscheiden. Mit Pop im herkömmlichen Sinn hat das wenig zu tun. Ihre markante Stimme ist geblieben, doch die 13 Nummern bewegen sich auf einer Bandbreite von Hardcore-Techno über experimentelle Kammermusik bis hin zu pastoralen Liedern. Björk nimmt sich alle Freiheiten – wie sie das seit Jahrzehnten macht, seit 1993 ihr erstes Album „Debut“ erschienen ist. „Fossora“ ist ein in jeder Hinsicht überragendes Album, Björk nimmt ohne Zweifel weiterhin den Status einer absoluten Ausnahmekünstlerin ein.