Hamburg. Im Juli wurden die Red Hot Chili Peppers im Volkspark bejubelt. Aber „Return of the Dream Canteen“ ist alles andere als “hot“.
Zunächst einmal muss folgendes gesagt werden: Sicher hatte diese Band ihre Momente. „Californication“, „Can’t Stop“, auch „Dark Necessities“? Muss man nicht wegskippen. Schöne Harmonien, Fleas mal trockener, mal hüpfender, mal manierierter Bass, und klar: John Fruiscantes funky Gitarren-Licks. Dass Anthony Kiedis’ Rap-Rock-Vokal-Style nach einer Weile immer nervte, weiß jeder, der in den 90ern sozialisiert ist.
Trotzdem, wie gesagt: Als große Stadionband waren die Red Hot Chili Peppers halt eine Weile ganz tauglich, so erzählten uns die auf saftige US-Rockmusik Eingeschworenen, die aber stets behaupteten, dass die Red Hot Chili Peppers mit dem Mainstream gar nichts zu tun hatten.
Red Hot Chili Peppers: Zur Schau getragenes Adrenalin
Was wir aber immer wussten, ist, dass es bei der Band, die jetzt mit „Return of the Dream Canteen“ das zweite Album binnen weniger Monate veröffentlicht, um einen klaren Fall von sich schnell entlarvender Nudismus-Redundanz handelte. Wer das Oberkörperentblößen der Red Hot Chili Peppers und das penetrant zur Schau getragene Adrenalin, die lähmende Hyperaktivität langfristig für wirklich maßgeblich und sensationell hält, der hat nun wirklich gar nichts verstanden.
Nach „The Getaway“ (erschienen 2016) brauchte die Band, die im Juli ein gefeiertes Konzert im Volksparkstadion spielte, sechs Jahre für den Nachfolger „Unlimited Love“, in dem die alte Rezeptur angewendet wurde. Selbst Hardcore-Fans mussten zugeben, dass Signature Sound das eine, Hits mit Verweildauer aber das andere sind.
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Diesbezüglich nun die, womöglich, schlechte Nachricht: Auf dem sage und schreibe 17 Stücke umfassenden „Return of the Dream Canteen“-Album, das die zuletzt nur scheinbar so inspirierte Band nun flugs und in Rekordtempo nachschiebt, befindet sich kein einziger Song, der den Test der Zeit besteht. Es ist ein einziger Offenbarungseid, ein Fiasko.
Nach 75 Minuten ist man gelähmt vom Funk
Das Album klingt bisweilen nach Jam-Session, Frusciante, kein schlechter Gitarrist, dengelt auf den Saiten seines Instruments bisweilen („Bag of Grins“) auf unschönste Weise herum. „Return of the Dream Canteen“ ist wie ein steter Fluss der immergleichen Chilisoße, freilich ohne jede Würze.
Nach 75 Minuten schwer erträglichen Minuten wacht man auf, gelähmt vom Funk, und wendet sich schnell anderen Dingen zu, zum Beispiel dem neuen, sehr tollen Album von The 1975.