Hamburg. Am 1. Oktober feiert „Generation One“ Premiere – ein Theater-Game für ein Publikum ab zehn Jahren. Was sich dahinter verbirgt.

Es hat sich rumgesprochen, dass es nicht gut um die Erde steht. Was also tun? Wenn alles nach der Apokalypse in Asche liegt, hilft nur die Flucht nach vorne beziehungsweise das Ausweichen auf einen anderen Planeten. „Alsaria“ heißt er und er soll mit reiner Luft, sauberem Wasser, prosperierenden Pflanzen und bester Lebensqualität gesegnet sein. Ausgestattet mit gelben Westen geht es also in eines von drei Raumschiffen, die RS Nautilus II, wo man erst einmal Handlungsanweisungen erhält. Schließlich wird die Reise 2000 Jahre dauern.

Wie kann man ein so ernstes, existenzielles Thema, wie den Klimawandel und die Umweltzerstörung für eine junge Zielgruppe thematisieren, ohne dass es allzu didaktisch wirkt? Das Theaterkollektiv Prinzip Gonzo hat sich zu dieser Frage mit dem inklusiven Ensemble „Meine Damen und Herren“ und der Theaterakademie Hamburg beraten und mit „Generation One“ ein Theater-Game für ein Publikum ab zehn Jahren entwickelt.

Junges Schauspielhaus: Premiere am 1. Oktober

Am 1. Oktober ist Premiere im Jungen Schauspielhaus, dessen Ensemble ebenfalls mitwirkt. Noch werden Durchläufe geprobt und das ist auch notwendig, denn das Spiel dauert rund vier Stunden – Verpflegungspausen inklusive – und es gilt, rund 15 Mitwirkende und 90 Besucherinnen und Besucher einzubeziehen.

Gleich mehrere Hürden stellten sich dem dreiköpfigen, seit 2014 zusammenarbeitenden Gonzo-Team aus David Czesienski, Holle Münster und Tim Tonndorf. Die Idee war schnell gefunden, auch das immersive Theatererlebnis als Form war gewollt, doch es stellte sich die Frage der Umsetzung. „Science-Fiction bietet sich an. Wir hatten schon futuristische Settings aber keinen expliziten Science-Fiction-Bezug. Das schöne ist ja die Freiheit, die sich aus der Begehung der Räume ergibt, und die es ermöglicht, nicht zu belehrend zu werden“, erläutert David Czesienski.

„Science-Fiction ist im Moment ein wichtiges Genre"

David Czesienski ist seit 2014 Teil des Gonzo-Teams.
David Czesienski ist seit 2014 Teil des Gonzo-Teams. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services

Ein in die Zukunft projiziertes Geschehen erscheint Czesienski derzeit am besten geeignet, um die verzwickte Gegenwart zu beschreiben. „Science-Fiction ist im Moment ein wichtiges Genre und es lohnt sich darum zu kämpfen, die Akzeptanz von Science-Fiction als ernsthafte Kunst zu fördern. Sie bietet einen Ort, an dem Dinge ausprobiert werden können, die uns künftig helfen können, also gewissermaßen eine interdisziplinäre Möglichkeitsmaschine. Mit ihrer Hilfe können wir Wissenschaft und Literatur zusammenbringen.“

Vor dem noch geschlossenen Bühnenvorhang erwartet die Besucher ein gelbes Cockpit mit der Pilotin Uwe (Lena Reißner) und der Flugbegleiterin Ray (Jara Bihler). Mit viel Engagement üben sie nun mit ihren „Passagieren“ ein, wie man im Falle einer Krisensituation an Bord reagiert, etwa wenn eine Notlandung erfolgen muss. Außerdem gilt es, ungebetene All-Gäste, wie „Wurmwürste“ zu verjagen, indem man stimmlich eine möglichst dissonante Tonleiter erklimmt. Schnell noch ein Schlummertrunk heruntergestürzt und schon kann es losgehen mit dem Schlaf, der einen schnell durch die zu überbrückenden 2000 Jahre bringen soll.

Theaterproduktion soll ökologisch sein

Doch natürlich läuft nicht alles nach Plan. Das Schiff muss notlanden, der Vorhang öffnet sich und gibt den Blick frei auf eine mystische Wasserwelt, durch die sich ein Fisch, eine Qualle und ein Oktopus bewegen, gespielt von den Schauspielerinnen und Schauspielern des inklusiven Kollektivs „Meine Damen und Herren“.

Die Macher wollten auch die Theaterproduktion ökologisch angehen. So griff man auf bereits bestehende Bühnen- und Kostümbilder aus dem Fundus zurück. Es kommen zum Beispiel Pflanzen vor, die schon einmal in einer René-Pollesch-Produktion auf der Schauspielhaus-Bühne standen.

Besucher der Produktion müssen Geheimnisse ergründen

Schließlich müssen die Passagiere nun noch mit den unbekannten Planetenbewohnern kommunizieren. Dabei gilt es, Wörter wie „Mensch“, „Frieden“, „Hunger“ zu finden, auszuwählen und diese pantomimisch darzustellen. Und dann kann vielleicht der neue Planet erkundet werden, bevor es hoffentlich noch weitergeht in Richtung des begehrten „Alsaria“. „Es geht bei ‚Generation One‘ um das Erlebnis, in die Kommunikation zu kommen, mit den Menschen, mit denen ich den Abend erlebe, aber auch mit den Spielenden“, erläutert David Czesienski.

Was am Anfang klingt, wie die reine Flucht der „Generation One“, die an anderer Stelle im Universum eine neue Gesellschaft aufbauen will, wird im Laufe des Abends noch eine erzählerische Wendung nehmen. Zunächst treten die Besucher der Produktion in eine fremdartige Welt ein und müssen einige Geheimnisse ergründen. Und womöglich wird diese Welt nicht die einzige bleiben, der sie begegnen.

Junges Schauspielhaus: Produktion für Kinder kreiert

Eine Theaterproduktion für die Altersgruppe ab zehn Jahren zu kreieren, die in der Regel eher frontale Vorstellungen gewohnt ist, ist auch für Prinzip Gonzo neu. Doch David Czesienski resümiert zufrieden „Das Tolle ist, dass man Theater noch mal anders erlebt und andere Lebensmöglichkeiten ausprobieren kann.“

„Generation One“ Premiere 1.10., 15 Uhr, weitere Vorstellungen 2.10., 15 Uhr, 5.10., 10 Uhr, 6.10., 10 Uhr, 7.10., 10 Uhr, weitere Termine werden ab 30.9. veröffentlicht, Junges Schauspielhaus, Wiesendamm 28, Karten unter T. 24 87 13; www.schauspielhaus.de