Hamburg. Mitreißend, toll besetzt und nur ganz manchmal unfreiwillig komisch: Die Rückkehr des ABBA-Klassikers nach Hamburg ist geglückt.

„Mamma Mia – here we go again“ – auch wenn die deutsche Übersetzung an dieser Stelle eine Spur Genervtheit enthält („Es geht schon wieder los...“), für die Wiedervorlage des ABBA-Jukebox-Musicalerfolgs gilt zweifellos der mitreißende Schwung des Originals. 20 Jahre nach der schon damals umjubelten Deutschlandpremiere im Operettenhaus (und gleich zwei Hollywoodverfilmungen des Stoffs später) hat die Stage Entertainment die Produktion zurück nach Hamburg geholt.

Am Sonntagabend feierte die Inszenierung ihre Heimkehr vor lokalprominent durchsetztem Publikum: NDR-Moderatoren wie Carlo von Tiedemann, Inka Schneider und Hinnerk Baumgarten schauten ebenso in der Neuen Flora vorbei wie die Theaterintendanten Michael Lang (Ohnsorg) und Ulrich Waller (St. Pauli Theater), eifrig postende Reality-Sternchen ebenso wie Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) und Hamburgs CDU-Chef Christoph Ploß. Letzterer dürfte einen neu geschaffenen Gender-Gag in den Show-Dialogen wohlwollend registriert haben.

„Mamma Mia“: Die Show schnurrt so gut gelaunt dahin wie vor 20 Jahren

Aber das sind kleinere Anpassungen an den Zeitgeist, alles in allem schnurrt die Show so gut gelaunt wie schon vor 20 Jahren auf den wahrlich unkaputtbaren ABBA-Hits dahin. Unterhaltsam, energiegeladen, selbstironisch, hervorragend besetzt. Als patente Brautmutter Donna steht Sabine Mayer ihrer Vorgängerin Carolin Fortenbacher, die in derselben Hauptrolle einst ihren Hamburger Durchbruch hatte, in nichts nach. Die Niederländerin Rose-Anne van Elswijk ist als ihre Tochter Sophie zuckersüß, besonders Franziska Lessing und Jennifer van Brenk als Donnas vorteilhaft in die Jahre gekommene Freundinnen sorgen für die komischen Momente.

Das ABBA-Repertoire kommentiert dabei musikalisch die Handlung an einem Sehnsuchtsort: Tochter möchte auf griechischer Insel heiraten, Hippie-Mutter war alleinerziehend – und kennt auch Sophies Erzeuger nicht. Nicht genau jedenfalls. Drei Kerle aus einem ausgelassenen Sommer vor 21 Jahren kommen in Betracht, weshalb die Braut in spe das Väter-Trio kurzerhand zur Hochzeit eingeladen hat. Das sorgt für reichlich Verwicklungen und emotionale Ausnahmezustände: „Chiqiutita, was ist geschehen?/Deine Sorgen fesseln dich schwer …“

„Mamma Mia“: Es wird Super-Trouper-Schlaghosenglitzer aufgefahren

Ja, an die Übersetzungen muss sich gewöhnen, wer zeit seines Lebens die englischen Originaltexte inhaliert hat, aber nach einer kurzen Irritationsphase (in die auch die Akzente der Darsteller aus Holland oder Großbritannien fallen) funktioniert das durchaus geschmeidig und ist nur manchmal unfreiwillig komisch („Leg dein Herz an eine Leine“ auf „Lay All Your Love On Me“ oder Lebensweisheiten wie „Ich bin ich, du bist du/das bleibt wahr, was ich auch tu“).

Originelles Schwimmflossenballett wechselt sich ab mit enorm starken Stimmen, bis am Ende feststeht: „Der Sieger hat die Wahl“ („The Winner Takes It All“). Ein geradezu monströser Final-Vollmond schiebt sich in die Kulisse, die Nebelmaschine nebelt sich in Rage und es wird ordentlich Super-Trouper-Schlaghosenglitzer aufgefahren. Mit „Waterloo“ – als auch im Publikum längst alle stehen, klatschen und mindestens mitwippen – gibt es zum Nachtisch sogar einen Hit im Original. Revival geglückt – here we go again.

„Mamma Mia“, Neue Flora, Karten unter www.stage-entertainment.de/musicals-shows