Hamburg. Die Band Uriah Heep nimmt das Publikum in der Laeiszhalle mit auf eine musikalische Zeitreise. Der zweite Teil des Konzerts überrascht.
Alle Zeichen stehen auf Zeitreise: Auf dem Plakat, das die Jubiläumsshow zum 50. Geburtstag von Uriah Heep — wegen Corona unter dem Motto „From Lockdown to Rockdown! 2022 just got a whole lot heavier…“ nachgeholt — vor der Laeiszhalle ankündigt, posiert die Band. Und Keyboarder Phil Lanzon ähnelt darauf verblüffend dem Schauspieler Christopher Lloyd in„Zurück in die Zukunft“.
Im Foyer ist eine liebevolle Ausstellung von Fan-Devotionalien aus aller Welt über fünf Jahrzehnte aufgebaut. Und das Konzert startet mit einer Art Foto- und Videoshow über die Bandgeschichte wie ein Blick ins Familienalbum.
Uriah Heep beginnt mit ihrer sanften Seite
Uriah Heep ist an diesem Abend dorthin zurückgekommen, „wo alles begann“, nach Hamburg nämlich, erzählt Gitarrist Mick Box (75), einziges Gründungsmitglied der Band, die 1970 in Deutschland deutlich besser ankam als in ihrer Heimat England, bevor weltweiter Erfolg einsetzte. Quasi ein Heimspiel also, was die Intensität des Vorschuss-Applauses sofort bestätigt. Uriah Heep stand im Laufe seiner langen Bandgeschichte für vieles, oft gegensätzlich Erscheinendes: Melodic Rock mit mehrstimmigem Gesang, bombastische Orgel-Arrangements und Prog-Elemente, geradlinigen Stomprock zum Mitklatschen, und nicht zuletzt waren sie als Hardrocker auch Pioniere des Metal.
In der Laeiszhalle beginnt das Quintett mit einem Setting, das die sanfte Seite der eigenen Historie in den frühen 70ern betont, alles im Sitzen, eher leise und harmonisch, Mick Box spielt akustische Gitarre wie am Lagerfeuer, Lanzon mehr Piano als Orgel und Synthesizer. Nach Songs wie „Sunrise“, „Free Me“ und „The Wizard“ beschließt der Nummer-eins-Hit „Lady In Black“, den der 2020 gestorbene Ken Hensley schrieb, das umjubelte erste Set.
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Uriah Heep: Nach der Pause hochenergetisches Metal-Konzert
Nach der Pause dann die große Überraschung und das andere Gesicht von Uriah Heep: Nach Grußadressen zum 50. Geburtstag von Kollegen, die für unterschiedlichste Stile stehen (von Jethro Tull und Gentle Giant über Toto, Alice Cooper bis hin zu Saxon und Iron Maiden) bricht ein Sound- und Lightshow-Gewitter hinter dem (rasch gelüfteten) Gaze-Vorhang los — Auftakt eines hochenergetischen Metal-Konzerts. Mick Box lässt die E-Gitarre in höchsten Lagen singen und sägen, Sänger Bernie Shaw agiert als mitreißender Animateur, Phil Lanzon sorgt für einen röhrenden Hammond-Orgel-Sound, Davey Rimmer (Bass) und Russell Gilbrook (Drums) garantieren für permanenten rhythmischen Druck.
Zum Abschluss wird auch der Ohrwurm „July Morning“ metalmäßig dekonstruiert. Als Zugabe schließlich zwei lang erwartete Klassiker: „Gypsy“ und „Easy Livin’“. Nach zweieinhalb Stunden erschöpfter, lang anhaltender Beifall für dieses ausgiebige Best of, das beweist, dass Uriah Heep keine Cover-Band ihrer selbst, sondern sehr lebendig sind — auch wenn Songs wie „Traveller In Time“ und „Look At Yourself“ daran denken lassen, dass alle Beteiligten auf und vor der Bühne rein äußerlich etwas in die Jahre gekommen sind.