Hamburg. Judit Kalmár und Céline Coste Carlisle folgen im Dokumentarfilm „Fado – Die Stimmen von Lissabon“ den Spuren des Gesangsstils.

Sehnsucht, Melancholie, Weltschmerz. Portugals Musik handelt oft von dem, was verloren ist, vergangen, unerreichbar. Der weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte und geliebte Gesangsstil Fado verwandelt ein Lebensgefühl in bittersüße Melodien und Texte, die nicht nur von der Liebe erzählen, sondern von anderen Sorgen, Nöten, Verlusten. Er ist der Klang Lissabons und seit 2011 auf der Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit.

Doch ausgerechnet das Herz des Fado, die Altstadt von Lissabon, ist inzwischen von großen Umwälzungen betroffen – und damit die traditionellen Lokale, in denen Fado gespielt wird. Die ungarische Journalistin Judit Kalmár und die Schweizer Künstlerin Céline Coste Carlisle, die seit mehr als 20 Jahren in Portugal lebt, spüren in ihrem Dokumentarfilm „Fado – Die Stimmen von Lissabon“ dieser massiv vom Verschwinden bedrohten Kultur nach.

Kino Hamburg: Lissabon ist im Umbruch

Sie begleiten zwei Sängerinnen, die 80-jährige Ivone Días und Weltmusikerin Marta Miranda mit ihrem Kulturprojekt „Tasca Beat“, bei ihrem alltäglichen Ringen ums Überleben ihrer Kunst und ihrer Nachbarschaft. Und huldigen dabei nicht nur prägenden Figuren des Fado, sondern verbinden es mit Ansichten Lissabons, vor allem des urtümlichen Viertels Alfama – das ähnlich wie Venedig jährlich von Hunderttausenden auf der Suche nach dem Authentischen heimgesucht und durch diesen Massentourismus nach und nach zerstört wird.

Lissabon ist eine Stadt im Umbruch. Durch die Gentrifizierung und Airbnb sind auch die Mieten rasant gestiegen, viele können sich das Leben im Zentrum inzwischen nicht mehr leisten, viele Altstadtlokale müssen schließen. Kalmár und Carlisle halten das langsame Verschwinden dieser alteingesessenen Kultur in ihrem Film fest, begleitet von zahlreichen Beispielen dieser Musik, die dank Untertitel auch ihre große poetische Kraft entfalten.

Kino Hamburg: Film wird zu einer Liebeserklärung

Der Film wird damit wie eine Art filmischer Fado zur wehmütigen Liebeserklärung an ein widerspenstiges Lebensgefühl und eine kollektive Identität, denen zunehmend der Raum zur Entfaltung abhandenkommt.

Aber wie die hochbetagte, lebenshungrige Ivone Días werden jene, die einmal vom Fado-Fieber ergriffen sind, des Singens nicht müde werden. „Jeder Abend ist ein Geschenk“, sagt Ivone.

„Fado – Die Stimmen von Lissabon“ 86 Minuten, ohne Altersbeschränkung, läuft im Abaton