Hamburg. Noch mal die Berliner Band im Freien genießen oder die Rosenberg in der Arena – Hamburgs beste Termine, für die es noch Karten gibt.

Der September beginnt gleich mit mehreren Festivals sowie mit tollen Musikfilmen, in der Elbphilharmonie spielen, lesen und helfen Künstlerinnen und Künstler mehrerer Generationen, eine Berliner Band genießt die Hamburger Stadtparkluft, eine Berliner Kult-Sängerin das Rund der Barclays Arena, Ex-Tänzer Kiran West zeigt seine kunstvollen Fotos, und Hamburgs (noch recht junger) Comedy-Papst schart auf dem Kiez „alte weiße Männer“ um sich.

MUSIKFILMFESTIVAL

Vorhang auf für das 16. „Unerhört!“-Festival. Vom 7. bis 10. September zeigen die Hamburger Kinos 3001, Alabama und
B-Movie Dokumentarfilme, Experimentalfilme, Konzerte sowie Porträts von Künstlern aus der ganzen Welt und über die Grenzen der Musikgenres hinaus. Ihnen allen ist gemeinsam: Die Musik steht im Zentrum der Filme.

1982 spielten die frisch gegründeten Toten Hosen illegal in Ost-Berlin zusammen mit der DDR-Band Planlos. Die Doku „Auswärtsspiel“ erzählt davon im 3001 Kino beim „Unerhört!“-Musikfilmfestival.
1982 spielten die frisch gegründeten Toten Hosen illegal in Ost-Berlin zusammen mit der DDR-Band Planlos. Die Doku „Auswärtsspiel“ erzählt davon im 3001 Kino beim „Unerhört!“-Musikfilmfestival. © SWR

Den Auftakt macht am Mittwoch open air auf dem Gelände vom Haus Drei „Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod“ von Regisseur Cem Kaya. Er blickt auf die Entwicklung einer eigenen Musik von türkischen Gastarbeitern in Deutschland. Am Freitag (9.9.) verfolgt die niederländische Regisseurin Oeke Hoogendijk in „Licht – Stockhausen’s Legacy“ im 3001 die Spuren im Werk des 2007 verstorbenen Komponisten.

„Unerhört!“ Musikfilmfestival Mi 7.9. bis Mo 10.9., 3001 Kino, Alabama Kino und B-Movie, Karten zu 5,- (erm.) bis 9,-; www.unerhoert-filmfest.de

AUSSTELLUNG/PERFORMANCE

„Seine Fotografien zeigen Tanzende meist in vibrierend kraftvoller Bewegung und sind dabei zugleich unglaublich ruhig und still. Eine spannende Ambivalenz“, sagt Galeristin Kirsten Roschlaub. Sie zeigt aktuell die Ausstellung „Diamonds In The Rough“ (zu Deutsch: „Rohdiamanten“) des kanadischen Fotografen Kiran West. Dieser tanzte mehr als 20 Jahre in der Compagnie von John Neumeier.

Galeristin Kirsten Roschlaub mit Kiran West, John Neumeier und Neumeiers Mann Prof. Dr. Hermann Reichenspurner
Galeristin Kirsten Roschlaub mit Kiran West, John Neumeier und Neumeiers Mann Prof. Dr. Hermann Reichenspurner © Melanie Dreysse

Der Titel bezieht sich auf den ersten Preis, den West als Zehnjähriger für eine Tanz-Performance bekam. Insgesamt werden 28 Arbeiten des vielseitigen Künstlers gezeigt. Wer noch mehr Ballett erleben will: An diesem Sonnabend (20 Uhr) zündet Neumeier anlässlich des 50. Jubiläums seines Hamburg Balletts ein kostenloses Open-Air-Tanzfeuerwerk mitten in der Stadt auf dem Rathausmarkt.

„Diamonds In The Rough“ bis 30.11., Galerie Roschlaub (Bus 19), Mittelweg 21, vorübergehend nur nach Vereinbarung geöffnet, T. 41 46 69 55, www.galerie-roschlaub.com „Tanzfeuerwerk“ Sa 3.9., 20.00, Einlass ab 18.30, Rathausmarkt (U Rathaus), Eintritt frei, www.hamburgballett.de

KONZERT

Ganz sicher wird Grossstadtgeflüster im Stadtpark nicht leise, sondern lautstark – auch wenn die Boxen in Winterhude nicht Volllast fahren dürfen. Nach 17 Jahren, fünf Alben, zwei EPs, mehr als 650 gespielten Konzerten und einer ausverkauften Tour sind Grossstadtgeflüster-Songs wie „Fickt-Euch-Allee“ (der perfekte Song für jedes Wochenende), „Feierabend“ (auch der perfekte Song für jedes Wochenende) und „Meine Couch“ (auch … sie wissen schon) genau richtig unter einem hoffentlich blauen Himmel. Die Tour zum 2019 erschienenen Album „Trips & Ticks“ der Berliner Band musste mehrfach verschoben werden und wird jetzt nachgeholt. Die beiden Hamburg-Termine wurden zusammengelegt auf den 8. September. Aber dieser Donnerstag ist mit Grossstadtgeflüster schon ein Freitag.

Grossstadtgeflüster Do 8.9., 19.00, Stadtpark (S Alte Wöhr), Saarlandstraße 71, Karten zu 33,- im Vvk.; stadtparkopenair.de

FAMILIENFEST

Wie wird aus einem einfachen Drahtgestell ein kleines Kunstwerk, was macht uns stark, und wer war eigentlich Caspar Voght? An diesem Sonntag wird noch einmal ordentlich der Sommer im Jenischpark gefeiert. Ab 11 Uhr startet das große Familienfest mit geführten Rundgängen durch den Park, Spielen auf der Wiese und Besuchen in den drei Museen Bargheer Museum, Jenisch Haus und Ernst Barlach Haus. Es gibt jede Menge (Mitmach-)Programm, Livemusik und Lese-Picknick, Märchenzeit und Tanz-Performance. Von 13 bis 14.30 Uhr können Kinder im Atelier vor dem Ernst Barlach Haus nach Herzenslust malen oder auf dem ganztägigen Bücherflohmarkt stöbern. Das Café Schmidt & Schmidtchen serviert Getränke und Kulinarisches vom Blechkuchen bis zur Bratwurst.

Sommerfest im Jenischpark So 4.9., 11.00–18.00, rund um das Jenisch Haus (S Klein Flottek), Baron-Voght-Straße 50, Eintritt frei; www.shmh.de

KONZERT

Vor etwas mehr als zehn Jahren ging Marianne Rosenberg auf Clubtour und spielte in Hamburg in der Fabrik. Das war schon ein außergewöhnlicher Abend. Und jetzt, mit 67 Jahren, ist sie offensichtlich auf dem – bisherigen – Höhepunkt ihrer langen Karriere angekommen. Mit „Im Namen der Liebe“ gelang der Berliner Schlager- und LGBTQ-Ikone 2020 ihr erstes Nummer-eins-Album in ihrer langen Karriere, auch der Nachfolger „Diva“ wurde dieses Jahr gern genommen. Da kann man nur den Hut ziehen und sagen: Sie gehört zu uns wie unser Name an der Tür. Am 7. September kommt die Diva im Namen der Liebe in die Barclays Arena.

Marianne Rosenberg Mi 7.9., 20.00, Barclays Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 85,40 im Vorverkauf; www.rosenberg.de

KONZERTLESUNG

Iris Berben liest beim Ukraine-Benefiz in der Elbphilharmonie.
Iris Berben liest beim Ukraine-Benefiz in der Elbphilharmonie. © picture alliance / Geisler-Fotopress | Robert Schmiegelt/Geisler-Fotopr

Wie klingt die Ukraine? Am 9. September folgen musikalische und literarische vielfältige Antworten auf diese Frage. Das Benefizkonzert im Großen Saal der Elbphilharmonie möchte ukrainischen Komponisten und Autoren Gesicht und Stimme geben und dabei den Blick auf ein Land richten, das in seinen Worten und Melodien von Mut und Hoffnung spricht. Unter der künstlerischen Leitung der ukrainisch-deutschen Pianistin Olena Kushpler vereint der Abend gesungene, instrumentale und gelesene Stücke und zeigt, wie nahe Leben, Lieben, Krieg und Freiheit beieinanderliegen. Als prominente Gäste sind auch Iris Berben und Joja Wendt sowie viele weitere Künstlerinnen und Künstler aus der Ukraine und Deutschland dabei.

„Ukraine: Leben, Lieben, Krieg und Freiheit“ Fr 9.9., 20.00, Elbphilharmonie (U Baumwall, Bus 111) Platz der Deutschen Einheit 4, Karten zu 54,- bis 58,-; www.elbphilharmonie.de

COMEDY

Das ist mal ein Gegenschlag: Sebastian Schnoy, einst Initiator des Hamburger Comedy-Pokals und als History-Kabarettist („Die Vereinigten Träume von Europa“) längst zum Spötter der Generation 50 plus gereift, hat sich ein neues Comedy-Format ausgedacht: „Die alte weiße Männer Show“ soll ein Reservat für die letzten Exemplare einer bedrohten Spezies sein. In Zeiten, in denen – Achtung Satire, aber wahr – Frauen Kabarett-Shows veranstalten, bei denen nur Frauen auftreten und Migranten ihre eigenen erfolgreichen Comedy-Shows etabliert haben, sei es mehr als überfällig, dass alte weiße Männer endlich in einem geschützten Raum Witze von früher erzählen können.

Ausnahme gibt es für Comedians, „die sich alt oder weiß oder männlich oder wenigstens an allem Leid auf der Welt schuldig fühlen“, sagt Schnoy. Zum Beweis hat er zur Premiere am Mittwoch (7.9.) ins Imperial Tastenkabarettist Axel Pätz, Post-Comedian Hans-Hermann Thielke und seinen Kumpan Kerim Pamuk gebeten. Mit Letzterem lud Schnoy schon vor 20 Jahren ins Imperial – bei der „Catbird Comedy Show“ damals auch noch mit Künstlerinnen …

„Die alte weiße Männer Show“ Mi 7.9., 20.00, Imperial (U St. Pauli), Reeperbahn 5, Karten ab 16,- unter www.imperial-theater.de

KLASSIK

Schon zum vierten Mal spielen die Fanny Mendelssohn Artists in der Elbphilharmonie – diesmal sogar mit einer Neukomposition als Hommage an Fanny und Felix Mendelssohn, deren Todestage sich anno 2022 zum 175. Mal jähren. Unter dem Titel „Mosaic!“ hat der Südtiroler Komponist Gerd Hermann Ortler ein neues Werk speziell für die Besetzung der Fanny Mendelssohn Artists geschrieben, das an diesem Sonnabend beim „Festival der Preisträger“ uraufgeführt wird. Zu den elf ausgezeichneten Mitwirkenden gehört auch Dominik Wagner – der Kontrabassist hat kürzlich den Opus-Klassik als „Nachwuchskünstler des Jahres“ gewonnen.

„Festival der Preisträger“ Sa 3.9., 19.00, Elbphilharmonie, Kleiner Saal (U Baumwall, Bus 111), Platz der Deutschen Einheit, Karten ab 20,- bis 55,-; www.elbphilharmonie.de