Hamburg. Das Klavier-Quartett aus vier Solisten holte beim Pianosommer durch Corona ausgefallene Vorstellung nach. Ansturm der Fans ist groß.

„Schön, dass Sie die richtige Eintrittskarte vom Kühlschrank genommen haben“, begrüßt Joja Wendt das Publikum in der ausverkauften Elbphilharmonie. Auch der Hamburger Pianosommer musste wegen Corona verlegt werden, doch die meisten Fans der vier Pianisten sind zum Nachholkonzert gekommen.

Der Ansturm ist so groß, dass der Veranstalter noch 100 Stühle im hinteren Teil der Bühne aufgestellt hat. 2016 taten sich Wendt, Axel Zwingenberger, Martin Tingvall und Sebastian Knauer zusammen, um dem Publikum zu zeigen, welche unterschiedlichen Stile auf dem Klavier überhaupt möglich sind. Seit dem Debüt, damals noch in der Staatsoper, liefern die vier Tastenvirtuosen zuverlässig ab und haben sich eine Fan-Gemeinde erspielt, die das Quartett bei jedem Auftritt abfeiert. Und das zu Recht.

Elbphilharmonie: Alle vier an einem Flügel

In drei Stunden bekommt jeder Raum, um zu brillieren und zu zeigen, wofür er stilistisch steht. Knauer ist der „Klassiker“, Wendt der vielseitige Entertainer, Tingvall der versierte Jazzer und Zwingenberger das gefeierte Boogie-Woogie-As. Die Musiker spielen an den beiden Flügeln im Duett, manchmal vierhändig auf einer Tastatur, beim Finale drängeln sich alle vier hinter einen der Flügel und hauen gemeinsam in die Tasten. Man merkt ihnen den Spaß am gemeinsame Spiel an, die Freude überträgt sich auf das begeisterte Publikum.

Knauer brilliert mit einem Werk von Felix Mendelssohn Bartholdy. Wendt erinnert an den legendären Jazz-Pianisten Art Tatum, der sich, während er spielte, auch Bier reichen ließ – das Wendt in der Elbphilharmonie von Tingvall kredenzt bekommt. Der Schwede wiederum glänzt mit lyrischen Eigenkompositionen, und Zwingenberger schließlich bekommt Beifall für seine Boogies in Höchstgeschwindigkeit. Sein dynamisches Spiel bringt sogar eine Klaviersaite zum Reißen – was nicht sehr häufig passiert.

Elbphilharmonie: Joja Wendt glänzt als Conférencier

Der Abend ist höchst abwechslungsreich mit Interpretationen von Gershwins „Summertime“ und „I Got Rhythm“, in denen zu hören ist, wie unterschiedlich jeder diese Evergreens interpretiert. Joja Wendt, dessen Idee dieses Projekt war, glänzt nicht nur an den 88 Tasten, sondern auch als Conférencier des Abends. Witzig und charmant. Nach Konzertende sind im Foyer und auf der Rolltreppe nur glückliche Gesichter zu sehen.