Hamburg. Hamburgs Kinder-Hip-Hopper begehen auf der Freilichtbühne ihren zehnten Geburtstag, und alle singen mit. Auch die Erwachsenen werden bedacht.
„Na, ihr Grillhähnchen!“ So dürfen einen nur gute Freunde begrüßen. Deine Freunde. Und gleich, mit akademischem Viertelstündchen Verspätung und damit Zeit genug, sich noch schnell mit einer Riesentüte Popcorn und Rhabarberschorle zu versorgen, beschallen die drei Hamburger Kinder-Hip-Hopper die Freilichtbühne im Stadtpark am Freitagabend mit fetten Beats. „Wir sind die Kinderband“, „Cheese“ und „Hausaufgaben“ heizen den Fans der ausverkauften Zehn-Jahres-Sause ein.
Wobei es die Aufwärmphase definitiv nicht braucht an diesem Abend. Vom Kleinstkind bis zur Schokoladen-Omi (Insider!) ist hier jeder textsicher, auf den Schultern der Eltern oder in der Kinderzone ganz vorne am Bühnenrand wird bei „Keine Märchen“ und „Quatsch mit Soße“ mitgegroovt, -geklatscht und -gesungen. Bei „Deine Mudder“ wird’s zum ersten Mal gefühlig im von Eimsbüttel und Ottensen dominierten Publikum. Absolutes Heimspiel also.
Deine Freunde geben ihren Fans im Stadtpark, was sie wollen
Deine Freunde geben ihren Fans, was sie hören wollen. Und die machen bereitwillig bei ihren Spielchen mit, etwa „Wie gut kennt ihr die Band?“. Ob es stimme, dass Flo und Lucas in jeder Stadt, in der sie gastieren, eine Karaokebar aufsuchen und Songs von Mariah Carey und Céline Dion covern? Die Mehrheit der Fans klatscht bei „Ja“.
Und zur „Belohnung“ gibt es tatsächlich die wohl schrägste „Titanic“-Imitation „My Heart Will Go On“ – getoppt nur noch vom ebenso quietschigen „Happy Birthday“, intoniert von DJ Pauli auf der fetten Deko-Torte sitzend für alle anderen Geburtstagskinder auf dem Rasen. Danach noch etwas Bewegung beim Stopptanz Band gegen Publikum (2:1 für Letzteres). Kurzweiligkeit als Konzept; die Musiker sind eben Profis in Sachen Kinderunterhaltung.
Die Pubertät, sie wird kommen, aber vorher wird gehüpft
Es folgen in schnellem Tempo und mit extra lauten Bässen „Aua“, „Der Dummi mit dem Flummi“, „Wenn der Hausmeister kommt“, und spätestens da ist die Menge nicht mehr zu halten. Für „Die krassesten Schlitten“ (fährt immer noch der Weihnachtsmann) wird für die Liedlänge ein riesengroßer Weihnachtsmann auf die Bühne geschoben. Passenderweise geben die drei anschließend ihre Ballade auf die „Schokolade“, den ersten Song, den sie gemeinsam aufnahmen.
Extra für die Eltern gibt’s das Techno-Trash-Medley „Der Wasserhahn tropft“ als Hymne auf die 90er-Jahre und für die Kleinen „Du bist aber groß geworden“ und „Häschen hüpf“. In „Unsere Fans“ sprechen Deine Freunde wohl allen sentimental angehauchten Müttern und Vätern aus der Seele: „Irgendwann kommt die Pubertät, dann ändert sich alles. Machen wir uns nichts vor. Aber bis dahin beschallen wir die Kinderzimmer mit unseren Bässen.“
„Das Lied vom Abholen“ läutet das Unvermeidliche ein, das Ende dieses fröhlich-fetten Abends. Doch vorher stimmen alle zur Melodie von Tom & Jerry mit ein: „Vielen Dank für den Hip-Hop. Vielen Dank, wie lieb von euch!“