Hamburg. Am Eröffnungsabend des Festivals der Darstellenden Künste Hamburg wurde Oper auch für gehörlose Menschen erfahrbar gemacht.

Ein sommerlich milder Abend. Und endlich wieder eine Festival-Eröffnung. Bis zum 2. Juli präsentiert „Hauptsache Frei“, das Festival der Darstellenden Künste Hamburg, unter der künstlerischen Leitung von Jens Dietrich und Christine Grosche zum achten Mal ein sattes Programm aus 20 Produktionen, ein Best Of der Freien Szene. Wie üblich wechselt das Festival mehrfach seinen Ort. Für den Eröffnungsabend ist er auch symbolisch gewählt.

Francoise Hüsges, Leiterin des Monsun-Theaters, ist froh, bis zunächst Ende 2023 in ihrer Interimsspielstätte in der Gaußstraße 149 produzieren und Theaterkunst zeigen zu können, derweil ihr angestammtes, 120 Jahre altes, denkmalgeschütztes Haus in der Friedensallee in einem Renovierungsprozess feststeckt. So eine Festivaleröffnung kann da auch zu einem Akt der Hoffnung werden. Andreas Lübbers und Kaja Jakstat vom Trägerverein des Festivals verweisen darauf, dass viele Projekte etwa durch das Programm „Neustart Kultur“ ermöglicht wurden, die jetzt jedoch eine Spielstätte brauchen. Sie träfen auf Strukturen, die nicht mitgewachsen seien.

„Hauptsache Frei“ in Hamburg – ein Gesamtkunstwerk

Natürlich gibt es am Eröffnungsabend auch Kunst. Benjamin van Bebber und Leo Hofmann präsentieren ihre Musiktheater-Performance „A Singthing“. Die Perkussionistin Sabrina Ma beschreibt ihre Faszination für Operngesang. Und setzt gleich zu der gesungenen Arien-Melodie „Nessun Dorma“ aus Puccinis „Turandot“ an. Es ist kein gewöhnlicher Gesang, denn Ma singt leise, lässt aber ihre Hände kreisen und Finger tanzen, nutzt ihren Oberkörper oder auch den Boden als Trommel. Über besondere Lautsprecher an den Sitzen können die Zuschauer die Musik regelrecht fühlen.

Dem dreiköpfigen Performerinnen-Team gelingt es, die Faszination Oper auch für nichthörende Menschen erfahrbar zu machen. Bald wendet sich Sabrina Ma zwei Pauken zu, erweckt Lichtblitze zum Leben. Die Musik wird fühl- und sichtbar. Leo Hofmann selbst verfremdet ein Lied der Renaissance mit überspitzten Gesten, so dass ganz neue Töne entstehen. Schließlich bringt Athina Lange ihre Begeisterung für die Opern-Diva Maria Callas zum Ausdruck. Obwohl die gehörlose Performerin ihre Arie noch nie gehört hat, findet sie zu einem eigenen expressiven Ausdruck. Musik als barrierefreies Gesamtkunstwerk. Ein toller Auftakt für das Festival, das sich zu einer Bestenschau entwickelt hat. Bis zum 2. Juli soll es hier nicht nur um Kunstgenuss gehen, das Rahmenprogramm soll auch für einen Austausch innerhalb der Freien Szene sorgen.

„Hauptsache Frei“ bis 2.7., diverse Orte, Infos: www.hauptsachefrei.de