Hamburg. Beim dritten Auftritt auf der Open-Air-Bühne war die Band uninspirierter als sonst. Auch Preise stimmten das Publikum eher verhalten.
Man sollte Matt Berninger keinesfalls vorwerfen, dass er diesmal, bei seinem dritten Auftritt im Stadtpark, singenderweise keine intensive Ortsbegehung unternahm. Kein Mikro-Marsch durchs Publikum also. Der Mann wird älter. Aber mehr Energie – er ist wie eine vier Bandkollegen von The National genau dafür bekannt – hätte man sich gewünscht. Aber wie gesagt, es war das dritte Mal für die New Yorker Indierock-Institution auf der Freilichtbühne. Die ist eine der schönsten Spielstätten in Deutschland, wenn nicht in Hamburg; die grüne Idyllehölle in Winterhude. Es ist eine reelle Möglichkeit, da einfach mal einen Gang runterzuschalten.
Vielleicht hat auch die Pandemie ihr Übriges getan: Sedierung durch Stubenhockerei. Jetzt hat die grandiose Band The National (Top-Alben: „High Violet“, „Sleep Well Beast“) wieder Auslauf, und die aktuelle Tournee dürfte auch helfen, vergangenen Mindereinnahmen pekuniär etwas entgegenzusetzen.
The National im Stadtpark: Eine eher uninspirierte Show
Das sei den Musikern gegönnt und auch der veranstaltenden Jahnke Konzertdirektion. Letztere navigierte tapfer durch die virale Krise, die auch eine der Kulturveranstalter war. Aber 66 Euro (Abendkasse: 70 Euro) für das Konzert einer mittelgroßen Band? Also bitte. Der durchschnittliche Konzertbesucher ächzt dieser Tage ganz allgemein unter hohen Preisen, Stichwort: Inflation. Wer so viel für ein Ticket hinblättern muss, der kommt im Zweifel nur einmal in dieser Saison in den Stadtpark. Und wenn die Wahl auf The National fiel, war das nicht unbedingt die falsche Wahl.
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Aber sie waren halt auch schon mal inspirierter. Berningers Bühnen-Persona lebt von der beherzten Selbstkasteiung, dem theatralischen Ego-Leid vor Publikum. Es wirkte alles gedämpfter als sonst, routiniert spielte sich das Quintett durch das Programm, der Applaus freundlich und dankbar, aber nicht überbordend. Zu hören gab es zwei neue Songs – „Icy Machines“ und „Tropic Morning News (Haversham)“ – und vieles von den Erfolgsalben „Trouble Will Find Me“ und „High Violet“. Bryan Devendorf war wie immer das unleugbare Pfund der Band. Man nenne uns einen besseren Schlagzeuger!
Das neue Album soll noch in diesem Jahr erscheinen, parallel zur Tour arbeiten die Musiker an ihm. Das bindet natürlich auch Kräfte. Und wie heißt es schön: Künstler sind keine Maschinen.