Hamburg. Frang und Bychkov mit dem NDR-Orchester in der Elbphilharmonie: Ein solider Brahms und eine Solistin, die beeindruckt.
Frang und dazu ein Franck unter anderem mit einem anderen Franck – so irre putzig diese Namens-Programm-Kombination ganz bestimmt gewesen wäre: Mikko Franck musste seine NDR-Dirigate in der Elbphilharmonie krankheitsbedingt absagen.
Für ihn kam Semyon Bychkov, kurz nach einer Runde mit Mahler Drei, wieder nach Hamburg zurück. Als immer funktionierender gemeinsamer Nenner hatte man sich auf Brahms’ Erste als Ersatz für César Francks d-Moll-Sinfonie geeinigt. Wenn dieses Orchester eine Sinfonie garantiert aus dem Stand im Schlaf spielen könnte, dann ja wohl Brahms’ Opus 68 mit ihrer selig zartbitteren Sender-Erkennungsmelodie im Finale.
Elbphilharmonie: Frang und Bychkov mit dem NDR-Orchester
Dass es so beim ersten von zwei Konzerten am Donnerstag nicht klang, war durchaus erfreulich. Aber auch nicht der stärkere, packendere, gelungenere Teil dieses Abends. Denn Bychkovs Brahms verließ sich zu sehr auf die Kräfte des Gewohnten und des Gewollten. Sobald ein Bläsersolo nahte, fuhr das Tutti bremsend rechts ran, um diese Momente in Parkbuchten ordentlich auszukosten; hin und wieder klappten Anschlüsse in der Motivverarbeitungs-Dramaturgie nicht ganz so, wie sie es sollten. Also, bei aller Liebe für diesen Evergreen, eine solide Wiederaufnahme, aber deswegen noch keine Erste für die Ewigkeit.
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Den Abend prägte ganz eindeutig Vilde Frang, mit Schostakowitschs 1. Violinkonzert. Packend vom ersten Ton an, das schreibt sich und klingt so pauschal. Doch genau so war es. Frang blieb beeindruckend zurückhaltend in ihrer Intensität, uneitel und eindringlich. Sie ist keine Virtuosin, die es auf oberflächenpolierende Show anlegt. Ihre sepiafarbene Tongebung passte sich dem verfahrenen, grübelnden Gemüt des Stücks an. Und auch Bychkov tat auf seinem Posten nur das Nötigste und machte damit alles richtig, er formte dezent den Rahmen und ließ den Dingen ihren Lauf.
Elbphilharmonie: Frang war packend vom ersten Ton an
In der Passacaglia schraubte Frang die Spannung höher und höher. Die scharfe, kluge Prägnanz dieser Interpretin kam auch unbeschadet durch die scharfkantige Solo-Kadenz, bevor der Schlusssatz ein letztes Mal Sarkasmus und Virtuosität gleichermaßen forderte. Wäre Frang nicht schon längst verdient bekannt, sie wäre ein großartiger Geheimtipp, der nur positiv überrascht.
Das Konzert wird am heutigen Freitag, 20 Uhr, wiederholt. Evtl. Restkarten.
Aufnahme: „Korngold / Britten: Violinkonzerte“ Frang, Frankfurt RSO (Warner Classics, CD ca. 17 Euro)