Hamburg. Nach vielen Verschiebungen konnte das Konzert im Großen Saal endlich stattfinden. Ein bisweilen geradezu rockiger Abend.
Auch beim Tingvall Trio ist der Nachholbedarf groß. Nicht nur, dass es wegen Corona gleich drei Anläufe brauchte, um das aktuelle Album „Dance“ fertigzustellen, die geplante Tour musste immer wieder verschoben werden. Um so größer nun die Freude der drei (Wahl-) Hamburger, endlich ein Heimspiel absolvieren zu können.
Der Große Saal der Laeiszhalle ist zwar nicht ausverkauft, aber doch gut gefüllt und die Vorfreude auch im Publikum spürbar. Auf dem Programm stehen an diesem Abend vor allem die auf „Dance“ versammelten Kompositionen, die mal nach Asien, mal nach Südeuropa oder in den hohen Norden entführen und für manch Anekdote gut sind. Etwa die, dass das Publikum in Tokio zwei Konzertstunden lang keinen Mucks von sich gegeben habe, um dann zum Schluss aber unisono euphorisch zu jubeln. Was einem eben so unterkommt an kulturellen Unterschieden, wenn man als Musiker durch die Welt tourt.
Tingvall Trio in der Laeiszhalle: Publikum klatscht und johlt
In der Laeiszhalle braucht es nicht so lange bis zum ersten Jubelsturm da wird bereits vom Opener „Tokyo Dance“ an mächtig geklatscht und bisweilen sogar gejohlt. Verständlich, denn es ist nicht nur Martin Tingwall selbst, der am Steinway in den Bann zieht. Seine Mitstreiter Omar Rodriguez Calvo (Bass) und Jürgen Spiegel (Schlagzeug) sind wie immer weit mehr als nur das rhythmische Rückgrat. Vielmehr setzen sie eigene Akzente, zupft etwa Calvo betörende Melodielinien oder greift für eine Extraportion Atmosphäre zum Bogen, während Spiegel zeigt, dass er im Grunde seines Herzens (auch) ein Rock-Schlagwerker ist.
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Klar kann er die sanften Töne mit dem Besen, doch mindestens genau in seinem Element ist er bei explosiven Ausbrüchen, die regelmäßig die Stimmung anfachen. Rock ‘n’ Roll, Baby! Dazu ein Martin Tingvall, dessen große Stärke die feine Klangpoesie ist und der als Namensgeber des Trios kein Problem damit hat, wenn auch andere regelmäßig ihren Platz im Rampenlicht finden.
Laeiszhalle: Tingvall Trio bleibt auf der Bühne
Und weil das alles so schön ist, geht das Tingvall Trio nach dem offiziellen Teil auch gar nicht erst von der Bühne, sondern bleibt einfach drauf und legt die erste Zugabe vor, der noch zwei weitere, kräftig herbeigeklatschte folgen. Selig lächelnd stehen die Musiker schließlich am Bühnenrand und applaudieren ihrem Publikum, das ebenso wie sie lange auf diesen Abend gewartet hatte.