Hamburg. Schlagzeuger Alexej Gerassimez und Pianist Omer Klein gaben eines der ausgefallensten Konzerte der Saison. Eine Kritik.

Es war das letzte Konzert der ambitionierten Konzertreihe „ProArte X“ in dieser Saison und geriet mit dem Schlagzeuger Alexej Gerassimez und dem Jazzpianisten Omer Klein auch gleich zu einem der ausgefallensten. Das lag sowohl an den völlig unerwarteten und spontan entschiedenen Änderungen in der Programmabfolge im Kleinen Saal der Elbphilharmonie als auch an den tatsächlich frei improvisierten Stücken wie „Afreim“ gleich zu Beginn.

Elbphilharmonie: Ungewöhnliches Konzert zweier Entertainer

„Als wir die Bühne betraten“, sagte der aus einer ukrainischen, seit langem in Essen lebenden Musikerfamilie stammende Schlagzeuger dem Publikum später, „wussten wir noch nicht, was wir in den nächsten drei Minuten daraus machen wollen.“

Mit ihren witzigen kurzen Ansagen vor jedem neuen Stück erwiesen sich die beiden Freunde, die sich von Alexejs Zeit als Preisträger in Residence bei den Festspielen Mecklenburg Vorpommern im Jahr 2017 kennen, als blendende Entertainer, die sogar die NDR-Kultur-Moderatorin Charlotte Oelschlegel mit ihren Begrüßungsworten vor dem Konzert im Nullkommanichts toppten.

Schlagzeuger Alexej Gerassimez spielte in der Elbphilharmonie.
Schlagzeuger Alexej Gerassimez spielte in der Elbphilharmonie. © Nikolaj Lund | Nikolaj Lund

Das von Omer Klein komponierte „Our Sea“ war mit harten Wellenschlägen sowohl im Klavier als auch im Vibraphon alles andere als impressionistisch und bot gleich eine Fläche für extrem virtuose Einlagen der Partner. In seinem minimalistisch beginnenden Stück „Spiraton“, erklärte Gerassimez, habe er versucht, die Entwicklung eines Kreises zu einer Spirale mit musikalischen Entwicklungslinien nachzuzeichnen.

Und im eher baukastenartig in getrennte Abschnitte aufgeteiltem Stück „Duraton“ bot eine schlichte Rhythmusfigur im Marimbaphon die Urzelle für eine enorme dynamische Steigerung.

Elbphilharmonie: Strawinskys „Feuervogel“ mal anders

Im zweiten Teil widmete Gerassimez dem „Gottvater des Solo-Schlagzeugs“ Iannis Xenakis, wie er ihn nannte, zu dessen 100. Geburtstagsjubiläum im Mai spontan eine Aufführung seines Stückes „Rebond B“, einem wahren Pop-Hit der Neuen Musik.

Im Mittelpunkt des Abends aber stand vor allem eine eigenwillige Variationsfolge für Schlagzeug und Klavier, zu der sich die beiden von Igor Strawinskys Ballettmusik „Feuervogel“ haben inspirieren lassen. Klein bezeichnete Strawinsky als „the coolest and hippest composer who touched all kinds of music“. Die Feuervogel-Motive aber konnte man bei diesem kreativen Abenteuer am Ende nur noch erahnen, so eigenständig und originell waren diese „Firebirds“.