Hamburg. Der junge britische Dirigent Duncan Ward leitete das Balthasar-Neumann-Ensemble und -Chor ungemein spritzig.
Um den Vatikan ranken sich durch die Jahrhunderte einige Rätsel. Warum zum Beispiel im 18. Jahrhundert die Noten zu einem „Misere“, dem Psalm 51, von Gregorio Allegri (1582-1652) unter Verschluss gehalten wurden und für den „Export“ über die heiligen Mauern hinaus die Strafe der Exkommunikation stand, ist eines. Doch mit dem 14-jährigen Genie Mozart hatte in Rom niemand gerechnet. Der hörte das Stück in der Sixtinischen Kapelle und schrieb es danach aus dem Gedächtnis auf. Muss man erstmal nachmachen.
Aber so komplex ist das vielstimmige Stück auch wieder nicht – reichlich Wiederholungen, viel monotones Deklamieren. Ein Grund, warum der Balthasar-Neumann-Chor unter Duncan Ward sich in der Hamburger Laeiszhalle nicht nur auf der Bühne postierte, sondern auch ein Tenor und dann ein Sänger-Quartett im zweiten Rang des Konzertsaals standen, so dass räumliche Abwechslung erreicht wurde.
Laeiszhalle: Dirigent Duncan Ward leitet Ensemble spritzig
Blitzsauber sang das Top-Ensemble. Sinnvollerweise stand Allegris Psalm in der Mitte des mit 75 Minuten recht kurzen Konzerts zwischen zwei geistlichen Werken von Mozart: Am Anfang die „Vesperae solennes de confessore“, am Ende die „Krönungsmesse“. Beides sind recht opulente Stücke mit Chor, Solisten und prächtigem Orchester, Trompeten und Posaunen inklusive.
Mozart war gerade mal 23 bzw. 24 Jahre alt, als er diese frische Musik für den Salzburger Fürsterzbischof Colloredo schrieb. Sie verrät an allen Ecken und Enden, dass der junge Komponist in allererster Linie ein Musikdramatiker war. Was nicht heißt, dass es nicht kontemplative Abschnitte gibt, das „Agnus dei“ mit Sopran- und Oboen-Solo ist ein Wunderwerk. Eindrücklich, dass der exzellente Chor die Soli aus seinen eigenen Reihen besetzen kann.
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Der junge britische Dirigent Duncan Ward leitet das souveräne Balthasar-Neumann-(Originalklang-) Ensemble spritzig, aber immer ausgefeilt in den Details mit einem Bewusstsein für die Strukturen. So war das ein Konzert der Freude über professionelles Musizieren und einmal mehr ein Staunen über das Genie Mozart.