Hamburg. Das Orchester musste in der Laeiszhalle mehr als gedacht improvisieren – das Konzert fand trotzdem statt und wurde sehr apart.

Das Improvisieren ist ja zuallererst einmal die Domäne des Jazz und seiner Protagonisten und weit weniger die eines klassischen Orchesters wie der Symphoniker Hamburg. Bei dem mit Spannung erwarteten Jazzkonzert der Symphoniker am Sonntag in der Laeiszhalle aber, bei dem so einiges anders gekommen war als erwartet, mussten alle improvisieren.

Auch der Symphoniker-Intendant Daniel Kühnel, der zunächst für den erkrankten Jazzpianisten Brad Mehldau Ersatz schaffen und das Programm umstellen und dann auch noch den an Corona erkrankten Einspringer Gwilym Simcock durch den am Ende umwerfend spielenden britischen Pianisten Jason Rebello ersetzen musste.

Die Symphoniker blieben ihrem Klangbild treu

Die Erfahrung, mit einem so gewieften Jazzer wie Rebello, dem irischen Bassisten Conor Chaplin und dem Schlagzeuger Martin France zu jazzen, war für die Symphoniker Hamburg auf jeden Fall neu und ungewohnt. Die Musikerinnen und Musiker haben das bei dem Stück „Move!“ für Jazztrio und Orchester unter der Leitung von Clark Rundell aber fantastisch gemeistert. Zum Glück hatte dessen Komponist Gwilym Simcock den Orchesterpart ja komplett ausgeschrieben und auch die Solisten spielten aus Noten und improvisierten nur in Ausnahmefällen.

Die Symphoniker machten darum auch gar nicht erst den Versuch, wie eine Big Band klingen zu wollen. Sie blieben ihrem Klangbild treu, was sich aber durch die Jazzharmonik und die raffinierte Instrumentierungskunst Simcocks vor allem mit Blick auf die Blechbläser ziemlich apart anhörte.

Schlagzeuger France zog die Zügel immer wieder an sich

Rundell, der die rhythmische Einleitung der Jazzer erst mit verschränkten Armen verfolgt hatte, groovte sich mit dem Taktstock dann langsam ein, bevor die Streicher ihren ersten Einsatz hatten. Nachher kamen die Symphoniker so in Fahrt, dass sie den Pianisten fast ein bisschen zudeckten, aber vor allem der Schlagzeuger France zog mit seinen Rhythmen die Zügel immer wieder an sich und gestaltete die Übergänge.

Auf Überraschungen war man ja bereits vorbereitet, denn im ersten Teil hatten die Symphoniker das Publikum bereits mit einzelnen, von Colin Matthews orchestrierten Préludes des Impressionisten Claude Debussy auf changierende Klänge und Tanzrhythmen wie einer Habanera in „La Puerto del Vino“ ziemlich wirkungsvoll eingestimmt.