Hamburg. Sänger Stuart A. Staples und seine Band Tindersticks begeisterten beim Konzert in der nur mäßig gefüllten Laeiszhalle.

Der Jubel ist laut, es wird sogar getrampelt. Dabei ist in der Laeisz­halle noch kein einziger Ton erklungen. Es reicht, dass Stuart A. Staples, Sänger der Tindersticks, die Bühne betritt und unter seinem verbeulten Schlapphut freundlich in Richtung Auditorium nickt. Zwar ist der Saal nur zu einem Drittel gefüllt, doch diejenigen, die sich bei herrlichem Frühlingswetter aufgemacht haben, sind bedingungslose Fans der britischen Gruppe. Zwei Stunden lang folgen sie Staples, seiner Band, einigen Gästen und einem zwölfköpfigem Streicherensemble mit größter Aufmerksamkeit, um immer wieder einzelne Songs besonders zu bejubeln.

Tindersticks hat insgesamt 15 Studioalben herausgebracht

Staples beginnt mit dem zarten „Willow“, das die Tindersticks im Original mit dem Schauspieler Robert Pattinson aufgenommen haben. Es ist eine dunkle Ballade, bei der anfangs nur Gitarrist Neil Fraser und Keyboarder David Boulter spielen. Nach und nach komplettiert sich die Gruppe, bei „Her“, dem sechsten Stück auf der Setliste, nehmen auch die Streicher auf dem Podium Platz.

Der Abend, schon vor drei Jahren geplant, zeigt einen Querschnitt durch das Schaffen der Band aus Nottingham, die vor 30 Jahren gegründet wurde und 1994 im Logo ihr Hamburg-Debüt gab. Das rockige „Her“ und „City Sickness“ stammen vom Debütalbum der Band. Insgesamt 15 Studioalben und etliche Soundtracks hat sie in drei Jahrzehnten herausgebracht.

Songs der Tindersticks machen süchtig nach mehr

Tindersticks haben einen melancholischen Kammer-Pop entwickelt, in dem Staples mit seiner dunklen Stimme der Mittelpunkt ist. Oft nuschelt er seine Texte oder spricht sie mehr, als dass er sie singt, doch dann schafft er wieder betörende Momente voller Klarheit und Schönheit, die ihresgleichen suchen. Viele Lieder sind so verhangen, als würde er hinter einem Vorhang aus Gaze singen.

Wenn es einen Nachfolger für den großen Leonard Cohen gibt, dann kann das nur Stuart A. Staples sein. Der Auftritt in der Laeiszhalle wird zu einer Sternstunde, selbst nach zwei Zugaben möchten die begeisterten Fans Staples und seine Combo nicht von der Bühne lassen. Die Songs der Tindersticks machen süchtig nach mehr. Und mehr. Und mehr.