Hamburg. Podcast- und Comedy-Star Felix Lobrecht füllte gleich zweimal die Barclays Arena. Ist der Hype um ihn überzogen?
Vielleicht sagt der erste Moment schon alles über diesen Mann: Die Dudelmusik verstummt, der Bass brummt einmal gehörig in die knapp 12.000 Sitze der Barclays Arena – und da schlendert Felix Lobrecht mit der gleichen abrissbirnenhaften Nonchalance auf die Bühne, mit der er die Junge-Leute-Kultur des Landes aufgemischt hat. Für Uneingeweihte: Lobrecht ist mit „Gemischtes Hack“ der erfolgreichste deutschsprachige Podcaster und mit seinen Stand-up-Programmen der aktuelle Superstar der Szene. „Danke, ich habe das verdieeeent“, ist der erste halb selbstironische Satz im Anfangsapplaus, der gleich mal sitzt.
Zum zweiten Mal in Folge ist die Arena ausverkauft. „Kann man machen“, wie Lobrecht zu sagen pflegt. Einen Bericht solle man aber gar nicht drüber schreiben, hieß es vom Veranstalter vorab. Das ist wohl weniger Kritikunfähigkeit geschuldet, sondern der Versuch, die Besucher der folgenden Shows vor Pointen-Spoilern zu schützen – und natürlich gepflegte PR-Geheimniskrämerei. In seinem Podcast lässt Lobrecht jedenfalls oft fallen, wie viel besser „All You Can Eat“ als das vorherige Programm „Hype“ sei.
Felix Lobrecht in der Barclays Arena: Ist der Hype überzogen?
Stimmt das? Ja. Weil Lobrecht nicht nur an der Reichweite, sondern auch an seiner Kunstform gearbeitet hat. Er holt das Publikum ab und lässt es für sich arbeiten, etabliert Running Gags und greift sie stellenweise genial wieder auf. Alles fließt, kaum etwas wirkt bemüht. Von Geschichten über stiernackige Vierjährige bis zu Essensbüfetts, die Lobrecht als Symptom der Immer-mehr-Gesellschaft sieht.
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Das ist die mächtigste Waffe, die Lobrecht schwingt: Über die deutschen Tumbheiten herzuziehen, gnadenlos. Nichts für Anhänger des RTL-geprägten Humoreinheitsbreis à la „Sieben Tage, Sieben Köpfe“. Lobrecht mache Comedy aus Deutschland ein „bisschen cool“, hat die „New York Times“ festgestellt. Stimmt.
Der Mann berührt dabei die Grenzen zur Taktlosigkeit, wie es etwa die US-Comedians Dave Chappelle und Bill Burr tun. In seinen besten Momenten erreicht Lobrecht deren Niveau. In den schlechteren kämpft er sich an Geschlechterklischees ab. Am Ende ist klar: Der Hype mag überzogen sein, eine Barclays Arena ist für Lobrecht aber keineswegs zu groß.