Hamburg. Dem innovativen Ansatz der Musik- und Designstudierenden fehlte es an Dramaturgie. Für Besucher gab es besondere “Sitzgelegenheiten“.
An Kompositionen, die sich mit Naturmotiven auseinandersetzen, ist die Musikgeschichte von Schumanns „Die Lotosblume“ bis hin zu Wagners „Waldweben“ aus „Siegfried“ reich.
Die Musikstudierenden der Hochschule für Musik und Theater und die Designstudierenden der Hochschule für Angewandte Wissenschaften entschieden sich für Musik des Impressionismus und eine zeitgenössische Soundcollage zur Begleitung ihres Projektes „Blackbox Natur“, das als Teil des Musikfests am Sonntag im Kaistudio der Elbphilharmonie uraufgeführt wurde.
„Blackbox Natur“ in der Elbphilharmonie: Verwirrung von Anfang an
Als einen „Tanz zwischen Romantisierung, Idealisierung und Künstlichkeit“, haben sie es im Untertitel bezeichnet, als „einen Traum über die Folgen der Untätigkeit und eine Verwandlung“. Eine Beschreibung, so verwirrend wie das Projekt selber.
Zunächst befanden sich die Besucherinnen und Besucher im Vorraum des Kaistudios, wo man noch eilends ein paar „Elefantenfüße“ zum Sitzen heranschleppte, weil viele nicht so lange stehen wollten.
Besucher liegen auf Kunstrasen
Dann stimmte die Flötistin Begüm Ipekliogullarri mit sonorer Tongebung das träumerische Solostück „Syrinx“ von Claude Debussy an und ein junger Mann sprach wie bei einem Schulreferat einen etwas braven Einführungstext in das Wesen der französischen Impressionismus, bevor es noch Maurice Ravels „Le jardin feérique“ für Klavier vierhändig mit Dulguun Chinguluun und Juan Elvira Márquez und „Jeux d’eau“ mit dem brillanten Jorma Marggraf zu hören gab.
Endlich öffnete sich die Tür zum Kaistudio selbst, wo Matten aus Kunstrasen nebeneinander aufgereiht waren, auf denen man zu Karol Szymanowskis live gespieltem „Narcisse“ für Violine und Klavier liegend Platz nehmen und seinen Kopf auf eine Nackenrolle aus Schaumstoff betten sollte, die mit einer Oberflächenbemalung wie ein Baumstamm aussah.
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Elbphilharmonie-Kaistudio: „Es fehlte eine leitende Hand“
Zu hören war die vorab aufgenommene Stimme der leider erkrankten Schauspielerin Eva Bühnen und ein Text, der die Idee von Franz Kafkas „Die Verwandlung“ aufgriff und das liegende Publikum aufforderte, die Natur träumend wie Kafkas Käfer Gregor aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Dazu wurden abstrakte Filmsequenzen an die Decke des Kaistudios projiziert.
Der Komponist Alexander R. Schweiss hatte zu diesem fast therapeutisch wirkenden Versuch einer kollektiven Verinnerlichung eine elektronische Musik mit selbst aufgenommenen Umweltgeräuschen abgemischt. All das war von insgesamt 14 jungen Kreativen der beiden Hochschulen zwar innovativ erdacht, funktionierte in der Dramaturgie aber nicht wirklich.
Es fehlte bei dem Projekt eine leitende Hand, ein Regisseur, der die guten Einfälle und Abläufe besser geordnet und strukturiert hätte.