Hamburg. Der Cellist Jan Vogler spielte im Kleinen Saal der Elbphilharmonie die Bach-Suiten Nummer 4 bis 6. Eine Konzertkritik.

Für ein großes Orchester effektvoll schreiben? Kein Problem für einen talentierten Komponisten. Doch je weniger Instrumente, desto heikler die Angelegenheit. Nicht umsonst gilt etwa das Streichquartett als höchste Kunst, für Komponisten wie für Interpreten. Wie muss es dann erst um ein Stück für ein einziges Instrument stehen? Johann Sebastian Bach setzte mit seinen Solo-Suiten für Geige und Cello Maßstäbe, nicht wenige jüngere Kollegen versuchen dem großen Meister nachzueifern.

Heute lässt es sich zum Beispiel kein Cellist nehmen, die sechs „Bach-Solo-Suiten“ im Programm zu haben. Jan Vogler – auch Intendant der Dresdner Musikfestspiele und des Moritzburg Festivals – spielte jetzt im Kleinen Saal der Elbphilharmonie die Suiten Nummer 4 bis 6. Und dass diese „Super-Stücke“ für Cello für jeden Musiker spannend sind, sie viel zu selten live zu hören sind, zeigte auch die Tatsache, dass Hamburgs Generalmusikdirektor Kent Nagano im Publikum saß.

Elbphilharmonie: Jan Vogler mit ein paar Worten vor jeder Suite

Ein strahlender Jan Vogler kam da aufs Podium, er musste zuerst seine Freude mitteilen, wieder in Hamburg zu spielen, denn zuletzt war es vor dem Corona-Lockdown. Damals spielte Vogler die Bach-Cellosuiten Nummer 1 bis 3. Fortsetzung also.

Gut, dass der sympathische Künstler vor jeder Suite ein paar einführende Worte sprach, nicht zu lang, einfach ein paar interessante Hintergründe. Dass die Stücke nämlich ganz schön schwer seien, dass zum Beispiel die sechste Suite für ein fünfsaitiges Cello geschrieben wurde oder in der fünften Suite die Saiten anders als üblich, in der sogenannten „Skordatur“, gestimmt seien. Um das zu erledigen, müsse er kurz rausgehen.

Elbphilharmonie: Nach der Pause ging klanglich die Sonne auf

Schon durch die verschiedenen Tonarten – Es-Dur, c-Moll und D-Dur – klingt jede Suite anders. Und dann hat Bach auch den musikalischen Charakter unterschiedlich gestaltet. In der Es-Dur-Suite betonte Vogler das Lyrisch-Liebliche eindrücklich, in der c-Moll-Suite vor allem das Dramatische.

Und dann nach der Pause schien klanglich die Sonne aufzugehen, mit dem hellen und freudigen Klang der sechsten Suite in D-Dur. Die schien Vogler am besten zu liegen, hier war er in seinem Element. Vorher gab es doch immer wieder einige Unsicherheiten in der Intonation. Man hätte sich auch eine griffigere Artikulation vorstellen können, da war manches etwas verwaschen. Ganz und gar gelöst war Vogler bei den drei Zugaben, Sätzen aus den Suiten eins bis drei. Da hatte man den Eindruck: diese Stücke hat der Cellist total verinnerlicht. So frei und klar müssen die Suiten vier bis sechs noch werden.