Hamburg. Die Sängerin und ihre achtköpfige Begleitergruppe faszinierten in der Laeiszhalle mit bekannten Pop-Songs – und einer Botschaft.

Nadia Mladjao alias Imany ist es mit ihrer achtköpfigen Begleitergruppe Voodoo Cello in der Laeiszhalle auf anrührende Weise gelungen, die Sorgen unserer Zeit musikalisch aufzugreifen. Drei harte Schläge, fast wie aus einer Hammerschmiede, eröffneten die Show, als das Ex-Model mit Trauerschleier und schwarzem langen Kleid auf dem Podium erschien und die acht Celli sich zunächst schattenhaft auf einer Leinwand im Hintergrund abzeichneten.

Das Konzept von Imanys neuem Programm und ihrem dritten Album klingt so ganz anders als seine Vorgänger „The Shape of a Broken Heart“ (2011) und „The Wrong Kind of War“ (2016). Acht Cellistinnen und Cellisten ließen das klassische Streichinstrument bei den gecoverten, komplett umarrangierten Songs wie E-Gitarren oder Schlagzeuge klingen.

Laeiszhalle: Imanys dunkle Stimme fängt die Stimmung auf

„Acht Celli bedeuten acht Seelen, die zu uns sprechen“, kommentierte Imany das Konzept des Abends und vergaß, dass es vor allem sie selbst war, die zum Publikum sprach. Ihre außergewöhnlich tiefe Stimme, aber auch die schnörkellose, niemals aufgesetzte Art ihres Gesangs berührt die Menschen ebenso wie ihre Bescheidenheit und Zugewandtheit.

Die dunkle Stimmfärbung und der fast hohl klingende Duktus ihrer Interpretation von Bob Marleys „Concrete Jungle“ zu Beginn fing die Stimmung auf, in der sich viele Menschen angesichts des grauenhaften Kriegs, der Zukunftsängste und ihrer persönlichen Sorgen zur Zeit befinden.

Acht Celli bieten Klangerlebnis der besonderen Art

Symbolisch stand ein Kerzenlicht vor der Sängerin, das sie immer wieder tanzend oder mit gefalteten Händen in die Szene einband. Die Begleitung der acht Celli war dabei ein Klangerlebnis der besonderen Art. Einige Instrumente übernahmen Percussionfunktionen mit harten Rhythmen, andere unterstützten die melodischen Linien oder störten mit dissonanten Pizzicati-Einwürfen. Schon bei Bonnie Tylers „Total Eclipse of the Heart“ schlugen manche mit der flachen Hand auf den Korpus der Instrumente und die Saiten, während Blitze die Bühne erhellten.

Die Voodoo Cellistinnen und Cellisten aber blieben nicht nur auf den kleinen, für sie auf der Bühne verteilten Hockern sitzen, sondern sprangen mitsamt ihren Instrumenten auf und spielten sie vor der Brust haltend in der Luft. Wie das gehen soll? Nun, ein Schultergurt hielt die Celli, so dass man sie wie ein Trommler bei Festaufzügen frei spielen und sich trotzdem bewegen konnte.

Einer der Musiker hatte wie Robin Hood sogar einen Pfeilköcher über den Rücken gebunden, in dem er Ersatzbögen aufbewahrte. Nun, das war auch nötig, denn sowohl die Celli als auch die Bögen wurden hart beansprucht. „Wir benutzen keine Tricks“, versicherte Imany, denn man hätte durchaus glauben können, dass die Sounds einer kleinen Trommel dann doch elektronisch hinzugemogelt worden wären. Nein, alle Sounds stammten von den Celli selbst.

Das ging wahrlich schon in Richtung Avantgardemusik, in der die Spieltechniken und die Klangverfremdungen ein besonderes Ausmaß anzunehmen pflegen. Dass alles live und nicht gesampelt war, konnte man auch daran merken, dass bei dem einzigen Klassikzitat des Abends ziemlich auffällig Intonationsschwankungen der acht Celli zu hören waren. Im Einklang nämlich spielten sie die berühmte Melodie aus den Schlusstakten von Tschaikowskys Ballettmusik „Schwanensee“.

Imany in der Laeiszhalle: „Musik ist nicht nur Unterhaltung“

Viele der bekannten Songs wie „Creep“ von Radiohead oder „If You Go Away“ von Dusty Springfield waren durch die Celloverfremdungen auf Anhieb fast nicht wiederzukennen. Bei „I Call Your Name“ überdeckte das Ensemble ein wenig Imanys Stimme. Dann wieder traten zwei Celli solistisch hervor, wie wir es aus den Concerti grossi der Barockzeit kennen.

„Musik ist nicht nur Unterhaltung“, sagte Imany in einem sehr sympathischen kurzen Schlusswort, nachdem sie sich das ganze Konzert über nicht mit Zwischenmoderationen ans begeisterte Publikum gewandt hatte. „Musik ist aber auch da, um unser Leben besser zu machen.“ Sprachs und sang zum Schluss ihren einstigen Hit „You Will Never Know“ von ihrem ersten Album.