Hamburg. Nach langer Zeit mal wieder ein „Ausverkauft“-Schild am Gruenspan: 850 maskierte Fans feierten das Post-Punk-Duo aus Birmingham.

Beim Einlass ist Geduld gefragt: Die Schlange vor dem Gruenspan reicht mehrere hundert Meter auf der Simon-von-Utrecht-Straße zurück. So einen Andrang hat der Club an der Großen Freiheit schon lange nicht mehr erlebt. „Ausverkauft“ bedeutet 850 enthusiastische Musikfreunde, die geduldig anstehen und alle um 21 Uhr das Innere des Clubs erreicht haben, als Sleaford Mods auf die Bühne gehen. Vor einem Jahr bereits hat das Post-Punk-Duo aus Birmingham sein elftes Album „Spare Ribs“ veröffentlicht, erst jetzt ist Gelegenheit, es auch den deutschen Fans live zu präsentieren.

Konzerte mit Sleaford Mods sind Beispiele für energetische Höchstleistungen. Rapper und Sänger Jason Williamson ist dauernd in Bewegung. Er tigert von links nach rechts über die Bühne und skandiert seine ellenlangen Texte ohne Verschnaufpausen.

Konzertkritik: Rythmus ist schnell und tanzbar

Williamson ist ein wütender Geselle, das Wort „fuck“ taucht häufig in seiner Lyrik auf. Er versteht sich als Klassenkämpfer und Teil der britischen „working class“ er schimpft über das kapitalistische System, unfähige Politiker, das Schüren der Corona-Angst und den Brexit. Als das Konzert fast zu Ende ist, entschuldigt sich Williamson wegen des Brexit für sein Land.

Sein Partner auf der Bühne ist der bärtige Andrew Fearn. Er kreiert die Beats für jeden Song. Der Rhythmus ist meistens schnell und tanzbar wie im Hip-Hop, aber er erinnert auch an die radikale NDW-Band Deutsch-Amerikanische Freundschaft. Bei früheren Konzerten stand Fearn meistens an der Seite, bediente die Regler, um einen neuen Track für Williamson abzufahren, doch nun hat er das Tanzen für sich entdeckt. Unablässig schwingt er die Arme und bewegt sich ebenfalls ohne Pause zu den Beats.

Konzertkritik: Publikum begeistert von der Performance

Gegen Ende des Konzerts bekommt er die Arme nicht mehr ganz so hoch wie anfangs, aber das sieht ihm jeder im Saal nach. Das Publikum, überwiegend männlich aus den Generationen Ü40 und Ü50, ist begeistert von der Performance des Duos und auch davon, endlich wieder Clubkonzerte zu erleben - wenn auch mit Maske.