Hamburg. Der niederländische Liedermacher Herman van Veen kam „Mit dem Wissen von Jetzt“ in die Laeiszhalle und genoss die Heimspiel-Atmosphäre.
Es ist wie ein Heimspiel. Wenn Herman van Veen in Hamburg auf die Bühne kommt, weiß er, dass er das Publikum nicht erst überzeugen muss. Das hat er längst, zum Teil schon vor langer, langer Zeit geschafft.
Künstler und Publikum, die größtenteils den Eindruck machen, als seien sie miteinander alt geworden, schätzen sich noch immer, das erste Konzert spielte van Veen hier 1974. Und er kann es auch 2022: Zweieinhalb Stunden und fünf Zugaben nach Konzertbeginn wollen die Menschen in der fast ausverkauften Laeiszhalle noch immer nicht gehen. „Mit dem Wissen von Jetzt“, hat Herrmann van Veen seine aktuelle Tour genannt. Kein schlechtes Motto für diese verrückten Zeiten. Das Plakat zeigt ihn als ziemlich jugendlichen Mann, ein Bild im Stil eines alten holländischen Meisters.
Konzertkritik: van Veen mittlerweile 77 Jahre alt
In die Laeiszhalle kommt er pünktlich auf die Bühne, im blauen Hemd und mit schwarzer Altmännerhose. In seinen Texten blickt der 1945 Geborene zurück auf seine Lebensgeschichte und formuliert hintersinnig: „Ich bin ein Nachkriegskind und möchte es auch bleiben.“ Seine Kinder hätten ihm übrigens mal das Buch „Älter werden für Anfänger“ zu seinem Geburtstag geschenkt. Er ist mittlerweile 77 Jahre alt.
Der Meister der gefühlvollen Zwischentöne spielt Geige, Gitarre, Klavier, Mundharmonika und Luft-Zugposaune. Er singt und tanzt auf Socken über die Bühne. Warum es plötzlich aus dem Bühnenhimmel Luftschlangen und Tischtennisbälle regnen muss, weiß man zwar nicht so genau, aber ein bisschen Bühnenzauber muss natürlich in so einem Konzert auch sein.
Am Sonnabend spielt van Veen erneut in der Laeiszhalle
Van Veen spielt relativ wenige seiner alten Lieder wie die Titelmelodie aus seinem Kinderfilm „Alfred Jodocus Quak“ – eine Verbeugung vor seinem deutschen Entdecker Alfred Biolek –, „Warum bin ich so fröhlich“, „Suzanne“, „Alles, was ich hab“ und „Obzij“ (Weg da), überhaupt singt er oft auf Holländisch. Auch internationale Titel wie „If I Had A Hammer“ von Trini Lopez, „Oh mein Papa“ von Paul Burkhard und ein Lieblingslied seiner Mutter, „Je ne regrette rien“ von Edith Piaf, hat er im Programm.
- Vijay Iyer: Packender Jazzabend mit Anlaufschwierigkeiten
- Elbphilharmonie: Starke Hommage an eine Avantgarde-Legende
- Furioses Konzert mit den verrücktesten Improvisationen
Hermann van Veen ist Maler, Musiker, aber auch ein Akrobat und Clown. Er erzählt skurrile Geschichten über das Zusammenleben mit seiner Katze und entwirft eine neue Schöpfungsgeschichte, die die Kirche wahrscheinlich so noch nicht abgesegnet hat. Als seine hervorragende Gitarristin Edith Leerkes das Instrument wechseln will, kommt eine typische Erklärung: „Das ist eine sehr alte Gitarre. Sie hatte sie noch. Aus dem Mittelalter.“
Herman van Veen Sa 19.3., 20 Uhr, Laeiszhalle , 20 Uhr, Karten ab 55,50; www.kj.de