Hamburg. Franck Edmond Yao zeigt beim Festival „Fokus Tanz #8“ seine Choreografie „Transformation“. Wie die Vorstellung begeisterte.

Getanzt wird erst mal nur auf der Leinwand. Und dazu viel erklärt. Franck Edmond Yao, Tänzer und Choreograf mit Wirkungsstätten in der Elfenbeinküste und in Europa, erläutert aus dem Off verschiedene Tanzstile und schickt illustrierende Videos über eine Leinwand. Die Besucher der Uraufführung „Transformation“ auf Kampnagel erfahren Wissenswertes über das elitäre, bestimmte Bevölkerungsgruppen weltweit kategorisch ausschließende klassische Ballett, über African Contemporary Dance, Urban Dance und die anspruchsvolle Fuß-Arbeit des traditionellen Zaouli-Maskentanzes. Damit fügt sich die Performance perfekt ein in das Programm des Festivals „Fokus Tanz #8“.

Die „Transformation“ folgt erst später. Zunächst vollführt der genderfluide und extrem ausdrucksstarke Pascal Schmidt – ehemals Hamburg Ballett – im Kleid elegante Ballett-Posen, bevor die Bewegungen im sportlichen Einteiler zu zerrissenen elektronischen Klängen nach und nach sehr fein dekonstruiert werden.

Tänzerisches Feuer bei der Kampnagel-Vorstellung

Mit tänzerischem Feuer präsentiert Ange Gbadie Armgesten, die manchmal wirken, als würde er die Luft zerschneiden. Etien Noel Tano führt im Duett mit Angela Katanga mitreißende Urban-Dance-Figuren vor. Und Essoh Aristide Stéphane Sirigbi und Franck Edmond Yao selbst präsentieren ihr ganz eigenes Bewegungsvokabular.

Lange tanzt hier jeder isoliert. Erst mit der Zeit lösen sich die Formen immer mehr auf. Die Dekonstruktion funktioniert sehr gut an diesem Abend. Es folgt ein Spiel zwischen gegenseitiger Annäherung und Abwehr, eine furiose tänzerische Selbstermächtigung. Sehenswert ist die Performance schon deshalb, weil man hier der Kunst grandioser Tänzerpersönlichkeiten, allesamt ausgewiesene Könner ihres Fachs, beiwohnen kann. In ihrer Community sind sie allesamt Superstars, die mit Auftritten in Musik-Videos ein Massenpublikum erreichen.

Franck Edmond Yao muss sich nicht mehr beweisen

Franck Edmond Yao – bekannt aus seinen Kollaborationen mit Gintersdorfer/Klaßen – muss sich als Tänzer nicht mehr beweisen. Er präsentiert seine diesmal eher zurückhaltenden, teilweise aus minimalen Zuckungen bestehenden Bewegungskünste und seine absolute Körperbeherrschung bis zum gesprungenen Spagat.

Zu einer wirklichen Gruppenchoreografie findet „Transformation“ leider erst am Ende. Das ist ein kleiner Wermutstropfen bei dieser anschaulichen Lehrstunde in Tanzstilen.

Franck Edmond Yao: „Transformation“ 3./4.3., jeweils 20 Uhr, 5.3., 19 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20-24, Karten unter kampnagel.de