Hamburg. Fernanda Valadez bringt in ihrem Regiedebüt eine Mischung aus Roadmovie und Thriller auf die Leinwand – mit Bezug zur Realität.
Wir sehen ein weißes Plastikzelt von außen, nur ein zweigeteiltes Fenster gewährt Einblick. Magdalena (Mercedes Hernández) hat gerade eine Blutprobe abgegeben – nachdem sie zuvor stundenlang in der Schlange gestanden hat. Sie ist auf der Suche nach ihrem Sohn Jésus, der sich vor zwei Monaten aus seinem mexikanischen Heimatdorf in Richtung der US-amerikanischen Grenze aufgemacht hat.
Die Leiche seines Freundes ist inzwischen aufgetaucht, aber von Jésus fehlt jede Spur. Wo ist er? Magdalena hat schon viele Menschen gefragt, ohne Antworten zu bekommen. Hier nun, im weißen Zelt, sagt ihr die blutabnehmende Medizinerin fast begütigend, man könne auf diesem Wege Verwandtschaftsverhältnisse abgleichen – mit denen, die irgendwo verscharrt und gefunden worden seien.
Kino Hamburg: Geschichte wirkt zuerst simpel konstruiert
Es ist eine der vielen kleinen Hoffnungsimplosionen in Fernanda Valadez’ Regiedebüt, dessen Geschichte zunächst simpel konstruiert erscheint: Während Magdalena auf der Suche nach dem Sohn durch die berüchtigte nordmexikanische Todeszone irrt, in der Schlepper, Milizionäre und andere Kriminelle regieren, bewegt sich aus der Gegenrichtung Miguel (David Illescas) auf sie zu, der gerade von den USA wegen illegaler Einwanderung des Landes verwiesen worden ist.
Miguel kommt nach Jahren in seine Heimat zurück und findet nichts mehr so vor, wie es einmal war. Als er Magdalena trifft, bietet er ihr die Übernachtung bei seiner Mutter an, die jedoch verschwunden ist. Und so sehen wir zwei Verlorene durch geisterhafte Landstriche streifen.
Mischung aus Roadmovie und Thriller
Dass hier alles auf beängstigende Weise unsicher ist, illustriert Kamerafrau Claudia Becerril Bulos mit gekonnt gesetzten Unschärfen und Einstellungen, die oft mehr verbergen als zeigen – etwa in den Gesprächen in Amtsstuben mit Angestellten, von denen nur die Hinterköpfe zu sehen sind.
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Eine eigenwillige, spannende, atmosphärisch überzeugende Mischung aus Roadmovie und Thriller, die auf ein reales politisches Problem verweist.
„Was geschah mit Bus 670?“ 99 Minuten, ab 16 Jahren, läuft im 3001, Abaton, Koralle