Hamburg. Das Kollektiv Operomanija war im Thalia Theater in Hamburg zu Gast. Die Oper zeigte eindrucksvoll die Eintönigkeit der Arbeit auf.

Es gab diese leidige Diskussion über systemrelevante Berufe – und jene, die nicht dazuzählen sollten, wie etwa Künstler, Sie erinnern sich. Eine Gruppe kam nun zu künstlerischen Ehren. Anlässlich der Thalia-Lessingtage gastierte das litauische Kollektiv Operomanija mit „Have A Good Day!“ an zwei ausverkauften Abenden im Thalia in der Gaußstraße.

Das Publikum, das sich an zwei Sicherheitsmitarbeitern vorbei in den Saal vorarbeitet, wird von zehn Supermarktkassiererinnen in Hemdblusen und Kitteln auf der Bühne erwartet, aufgereiht wie Hühner in einer Legebatterie unter grellen Leuchtröhren.

Lessingtage: Kassiererin stimmt Arie an

Der Eindruck der Mechanik und Eintönigkeit ihres Daseins wird noch verstärkt durch das Surren der Handscanner und eine geschäftige Geräuschkulisse. Bald stimmt eine der Kassiererinnen eine Arie an, und schon fallen die Übrigen in einen hübschen, mehrstimmigen Chor ein. Die zeitgenössische Komposition wird konterkariert von irritierenden Texten über von Schlaflosigkeit geplagte Joghurts und Radieschen würgende Gurken.

Was zunächst belustigend wirkt, hat einen ernsten Hintergrund, denn die Geschichten, die hier in berückende Melodien gegossen werden, sind düster. Die Arbeit nervt, um es mit der Popgruppe Deichkind zu sagen: cholerische Kunden, unmenschliche Anfahrtszeiten bei Kälte und Dunkelheit, sinnentleerte Gespräche mit Kolleginnen, Flucht in Durchhalteparolen, die Gehaltsüberweisung und in die wenigen Urlaubstage.

„Have A Good Day!“ vollzieht Eintönigkeit nach

Die Künstlergruppe Operomanija kreiert ungewöhnliche zeitgenössische Opern. „Have A Good Day“ ist eine ältere Arbeit des Trios Rugilė Barzdžiukaitė (Regie und Bühne), Vaiva Grainytė (Li­bretto) und Lina Lapelytė (Musik). Es vollzieht eine starke formale Setzung.

Allerdings dokumentiert „Have A Good Day!“ die Eintönigkeit nicht nur, sie vollzieht sie auch nach. Die Kassiererinnen sitzen und singen nahezu unbewegt in leierndem Rhythmus. Pianist Edgar Sabilo bleibt am Bühnenrand unterbeschäftigt. Und so lässt einen die Performance berührt, aber doch etwas unbefriedigt zurück.